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Nachdenkenswert: Sind wir zu professionell?

Folgende Aussagen von Alistair Hornal, aus dem Rundmail von Partnership UK, haben mich zum Nachdenken angeregt:

„The main idea behind the word ‚amateur‘ is of someone who acts out of sheer love.  Those who love Jesus will not want to settle for serving him in a shoddy fashion. ‚Jobsworth‘ attitudes are not confined to those who are paid! And isn’t the point of paying people who give their whole time to Christian ministry to support people who serve well, thus releasing them from the normal requirement to earn their living?  (Whatever their employment status, the Lord’s servants should not be treated as mere ‚employees‘!)  Whether or not we give or receive financial support, or whether we have always served freely and without payment, can we aim to be true amateurs – with our wholehearted motivation springing from the love of God?“

Ich finde sie etwas zu einseitig. Ich würde gerne echter Profi sein, mit der richtigen geistlichen Motivation. Das Profil des Profi bezieht sich auf die Qualität. Die kann ein Amateur nicht erreichen. Aber die Einstellung gilt für beide.

Ebenso finde ich die Aussagen von John Piper, die dort zitiert werden, interessant, aber auch zu einseitig:

„We pastors are being killed by the professionalizing of the pastoral ministry. The mentality of the professional is not the mentality of the prophet. It is not the mentality of the slave of Christ. Professionalism has nothing to do with the essence and the heart of the Christian ministry. The more professional we long to be, the more spiritual death we will leave in our wake. For there is no professional childlikeness, there is no professional tenderheartedness, there is no professional panting after God. Brothers, we are not professionals. We are outcasts. We are aliens and exiles in the world. Our citizenship is in Heaven, and we wait with eager expectation for the Lord (Phil. 3:20). You cannot professionalize the love for His appearing without killing it. And it is being killed. The world sets the agenda of the professional man; God sets the agenda of the spiritual man. The strong wine of Jesus Christ explodes the wineskins of professionalism.“

Wenn wir professionell sind, dann sind wir es m.E. aus Liebe zu Jesus und um die Welt in einem Auftrag zu erreichen und um Gott die Ehre zu geben und nicht um einfach professionell zu sein. Es geht m.E. darum, dass eine gute Qualtität Gott ehrt.

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Kirche/Gemeinde

Churches in the UK 1: Castlehold Baptist Church in Newport (Isle of Wight)

Castlehold Baptist ChurchIn dieser Mini-Serie schreibe ich über Kirchen, die ich in Großbritannien besucht habe und was ich an ihnen inspirierend finde.

Heute geht es los mit der Castlehold Baptist Church in Newport. Die Gemeinde habe ich zufällig beim Vorbeifahren in Newport (Isle of Wight) entdeckt. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass in fast jedem kleinen Ort auf der Isle of Wight eine kleine Baptist-Church ist. Das freut mich. Und alle kleinen Kirchen fallen einem beim Vorbeifahren auf. Das ist ja schon mal super für eine Kirche. Sie hat also so eine Außenwerbung, dass man sie auch wahrnimmt. Mal wird auf die Gemeinschaft hingewiesen und mal direkt auf Jesus. Hier versteckt sich keiner.

So bin ich auch auf diese Gemeinde aufmerksam geworden und habe beschlossen, sie sonntags zu besuchen. Dummerweise fiel der Gottesdienst an diesem Sonntag dann aus. Das konnte ich aber leider nicht an der Tür entnehmen und einige andere Leute, die vor der Kirche standen und hineinwollten, auch nicht.
Also habe ich mich mal mit der Internetseite der Gemeinde beschäftigt und bin sichtlich beeindruckt. Die kleinere Gemeinde hat ein Angebot für alle Altersgruppen. Daneben fällt mir besonders auf:

  • Die Gemeinde hat eine klare Vision: “Reaching out to people, enabling them to become followers of Jesus Christ”. Wenn diese Vision gelebt, wiederholt und gepredigt wird, dann ist sie absolut schlagkräftig. Super.
  • Die Gemeinde hat eine Strategie und hat ihr die verschiedenen Arbeitsbereiche zugeordnet. Das zeigt mir, dass sie offensichtlich wissen, was sie machen und das auch zuordnen können. Sie überprüfen also ihre Strategie und das zeugt von Professionalität.
  • Gesellschaftsrelevante Arbeit: Die Gemeinde hat ihre Umgebung im Blick und will auf der Isle of Wight Salz und Licht sein. Dafür scheint sie Angebote für die Bedürfnisse der Inselbewohner zu schaffen. Und dafür vernetzt sie sich mit anderen Gemeinden. Das finde ich klasse. Außerdem betreibt sie noch einen eigenen Buchladen in der Fußgängerzone (da liegt die Gemeinde auch).
  • Predigtdownload: Man kann sich die Predigten herunterladen. So was ist super, denn so kann man Predigten um ein Vielfaches mehr verbreiten als nur über einen Gottesdienst. Es geht dabei ja um die Verbreitung des Wortes Gottes.
  • Der Gemeinschaftsfaktor scheint eine große Rolle zu spielen. Dazu gehört das sich gegenseitige Dienen.

Da sich laut Startseite schon seit über 200 Jahren Christen dort treffen, ist das eine Gemeinde, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und reformiert hat. Das ist super. Ich liebe solche Gemeinden.

An der Stelle auch eine kleine Buchempfehlung für solche Art von Gemeinden: Relevante Gemeinde, von Heinrich Christian Rust. Habe ich hier rezensiert.

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Kirche/Gemeinde Leitung

Gemeinden: Ihr Style, ihre Kategorien, ihre Besucher

Während meines Aufenthaltes in Großbritannien werde ich ganz viele verschiedene Kirchen und Gemeinden besuchen. Ich verspreche mir davon Inspiration für meine zukünftige Aufgabe. Und ich bin davon überzeugt, dass man von jeder Gemeindeform etwas lernen kann. Andy Stanley schreibt in seinem Buch Next Generation Leader: „Lerne was du kannst, von wem du kannst.“

Als Erstes fällt mir natürlich der Style einer Gemeinde auf. Ich besuche einen Gottesdienst oder checke die Internetseite und bekomme einen ersten Eindruck. Und hier denke ich sehr schnell in den Kategorien traditionell oder progressiv. Das hilft aber noch nicht unbedingt weiter. Eine Kategorie hat dabei immer den Nachteil, dass sie nicht zu 100 % passt und lange nicht alles aussagt. Dennoch hilft sie natürlich beim Denken und Einordnen und deshalb habe ich weiter unten auch sechs verschiedene Kategorien von Gemeinde-Styles aufgestellt. Der Style sagt aber nicht unbedingt etwas über …

  • die Theologie oder die Dogmatik einer Gemeinde aus (liberal oder konservativ)
  • den Gemeinschaftsfaktor der Gemeinde aus (warmherzig, kaltherzig, tief, oberflächlich)
  • den Lehrfaktor aus (wie attraktiv und relevant sind die Predigten für den Alltag der Leute)
  • den Leitungsfaktor aus (kongregationalistisch-demokratisch, episkopal-bischöflich, presbyterianisch)
  • den Musikfaktor aus (modern, traditionell, gemischt)

Die genannten Faktoren sind für eine Entscheidung, ob Menschen diese Gemeinde besuchen (bzw. sich angezogen fühlen) oder nicht, absolut mitentscheidende Kriterien. Sie alle bestimmen nämlich den Style. Kriterien wie Gemeinschaft, Lehre und Leitung kann man erst beurteilen, wenn man länger eine Gemeinde besucht hat. Die Musik kann man dagegen ziemlich schnell beurteilen.
Jetzt kann einer Person z.B. aber der Gemeinschaftsfaktor wichtiger sein, als der Musikfaktor. Und weil die Gemeinschaft so gut ist, nimmt man die schlechte Musik in Kauf. Die Gemeinde wirkt also im ersten Moment eher traditionell, ist aber bei der Gemeinschaft ganz weit vorn. Hier kommt es also auf den zweiten Eindruck an.

Warum bestimmte Menschen in bestimmte Gemeinden gehen, ist nicht immer klar ersichtlich. Am besten scheint es mir der Begriff „Passung“ auszudrücken. Der Mensch mit seinem Lebenskontext und die Gemeinde vor Ort passen aus verschiedenen Gründen einfach gut zusammen. Natürlich passt nicht alles, aber insgesamt ist die Sache stimmig. Erst, wenn zu viele Faktoren nicht mehr passen, wechselt eine Person die Gemeinde.

  • Je älter die Person ist und je mehr Personen an ihr dranhängen (z.B. bei einer Familie) muss sehr viel passieren, damit jemand eine Gemeinde verlässt. Es müssen entweder theologische Verwerfungen sein oder aber es kam zu einem großen Streit.
  • Für Familien spielt es eine sehr große Rolle, ob eine Gemeinde eine gute Kinder- und Jugendarbeit hat. Ist das nicht der Fall, ist eine Familie eher bereit, die Gemeinde zu wechseln.
  • Je jünger und mobiler die Person ist, spielt auch der Style eine Rolle. Es gibt viele gut erreichbare hippe Angebote, die ausgewählt werden können. Hinzu kommt noch, dass man sich auch gerne von der Gemeinde löst, in der die eigenen Eltern zu Hause sind.
  • Gleichzeitig bestimmen alle Altersgruppen und sozialen Schichten wieder den Style einer Gemeinde und ziehen somit auch Außenstehende an.

Der erste Eindruck ist also nicht immer der beste Eindruck und auch nicht der alles entscheidende Eindruck. Aber wir beurteilen ja oft nach dem ersten Eindruck. Und manchmal sagt der erste Eindruck auch etwas über die Theologie und die Gemeinschaft einer Gemeinde aus.

Kategorien erleichtern – wie oben schon gesagt – das Denken. Ich habe mal folgende Kategorien nach der A-B-C-Methode aufgestellt.

  • A1: Gemeindegründung im klassischen Style (5-50 Jahre alt, klassische Gemeindegründungsbewegungen, z.B. der Freikirchen)
  • A2: Gemeindeneugründung im aktuellen Style (5-50 Jahre alt, icf, gesellschaftsrelevanter Ansatz, FeG-Projekte (z.B. City-Churches), CMP-Projekte, emergente Ansätze)
  • B1: Freikirche mit klassischem Style (z.B. klassische Baptisten-, Brüder- oder Freie evangelische Gemeinde)
  • B2: Traditionelle Kirche im weiterentwickelten Style (weiterentwickelte Freikirche, evtl. mit gesellschaftsrelevanten-missionarischem Ansatz)
  • C1: Alte Kirche im klassischen Style (traditionelle katholische, anglikanische oder evangelische Kirchengemeinden)
  • C2: Alte Kirche im weiterentwickelten Style (moderne anglikanische Kirchen, katholische oder evangelische Jugendkirchen-Projekte)

Es ist dabei nicht hilfreich, wenn man zwischen den Kategorien vergleicht. Es ist unfair, die Stärken eine A2-Gemeindegründung mit den Schwächen einer C1-Kirche zu vergleichen. Wenn, dann muss man Stärken mit Stärken oder Schwächen mit Schwächen vergleichen. Noch besser ist es zu gucken, wie eine andere Kirche den Auftrag Jesu auslebt und sich von der Art und Weise dieses Auslebens inspirieren zu lassen. Jede Kirche ist ja in einem bestimmten Kontext gesetzt und zu einem bestimmten Zeitpunkt vom Herrn der Kirche ins Leben gerufen worden.
Es gilt: Inspiration statt Vergleich. Die Leitung jeder einzelnen Gemeinde ist gefragt, ihre Gemeinde so aufzustellen, dass sie Mt 28,18-20 erfüllt und den Sendungsauftrag von Jesus Christus (Joh 20,21) wahrnimmt. Und hier kann eine Abgleichung mit anderen Gemeinde helfen, eigene Defizite zu erkennen oder neue Ideen für den eigenen Gemeinde-Kontext zu bekommen.

Soweit mal ein paar erste Gedanken zum Thema. Im weiteren Verlauf des Blogs folgen Eindrücke von diversen Besuchen in verschiedenen Churches in the UK. Ich wünsche Inspiration beim Lesen.

(überarbeitet am 01.08.2012 und 04.07.2023)

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UK-Trip

UK 1: UK-Trip

Bevor dieser Blog ein Inspirations-Blog für Leiter und Leiterinnen und Verkündiger und Verkündigerinnen wird, berichte ich hier von unserem UK-Trip, den wir als Familie von Juli-Oktober 2012 unternehmen.