Kategorien
Kirche/Gemeinde

Churches in the UK 1: Castlehold Baptist Church in Newport (Isle of Wight)

Castlehold Baptist ChurchIn dieser Mini-Serie schreibe ich über Kirchen, die ich in Großbritannien besucht habe und was ich an ihnen inspirierend finde.

Heute geht es los mit der Castlehold Baptist Church in Newport. Die Gemeinde habe ich zufällig beim Vorbeifahren in Newport (Isle of Wight) entdeckt. Überhaupt ist mir aufgefallen, dass in fast jedem kleinen Ort auf der Isle of Wight eine kleine Baptist-Church ist. Das freut mich. Und alle kleinen Kirchen fallen einem beim Vorbeifahren auf. Das ist ja schon mal super für eine Kirche. Sie hat also so eine Außenwerbung, dass man sie auch wahrnimmt. Mal wird auf die Gemeinschaft hingewiesen und mal direkt auf Jesus. Hier versteckt sich keiner.

So bin ich auch auf diese Gemeinde aufmerksam geworden und habe beschlossen, sie sonntags zu besuchen. Dummerweise fiel der Gottesdienst an diesem Sonntag dann aus. Das konnte ich aber leider nicht an der Tür entnehmen und einige andere Leute, die vor der Kirche standen und hineinwollten, auch nicht.
Also habe ich mich mal mit der Internetseite der Gemeinde beschäftigt und bin sichtlich beeindruckt. Die kleinere Gemeinde hat ein Angebot für alle Altersgruppen. Daneben fällt mir besonders auf:

  • Die Gemeinde hat eine klare Vision: “Reaching out to people, enabling them to become followers of Jesus Christ”. Wenn diese Vision gelebt, wiederholt und gepredigt wird, dann ist sie absolut schlagkräftig. Super.
  • Die Gemeinde hat eine Strategie und hat ihr die verschiedenen Arbeitsbereiche zugeordnet. Das zeigt mir, dass sie offensichtlich wissen, was sie machen und das auch zuordnen können. Sie überprüfen also ihre Strategie und das zeugt von Professionalität.
  • Gesellschaftsrelevante Arbeit: Die Gemeinde hat ihre Umgebung im Blick und will auf der Isle of Wight Salz und Licht sein. Dafür scheint sie Angebote für die Bedürfnisse der Inselbewohner zu schaffen. Und dafür vernetzt sie sich mit anderen Gemeinden. Das finde ich klasse. Außerdem betreibt sie noch einen eigenen Buchladen in der Fußgängerzone (da liegt die Gemeinde auch).
  • Predigtdownload: Man kann sich die Predigten herunterladen. So was ist super, denn so kann man Predigten um ein Vielfaches mehr verbreiten als nur über einen Gottesdienst. Es geht dabei ja um die Verbreitung des Wortes Gottes.
  • Der Gemeinschaftsfaktor scheint eine große Rolle zu spielen. Dazu gehört das sich gegenseitige Dienen.

Da sich laut Startseite schon seit über 200 Jahren Christen dort treffen, ist das eine Gemeinde, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und reformiert hat. Das ist super. Ich liebe solche Gemeinden.

An der Stelle auch eine kleine Buchempfehlung für solche Art von Gemeinden: Relevante Gemeinde, von Heinrich Christian Rust. Habe ich hier rezensiert.

Kategorien
Kirche/Gemeinde Leitung

Gemeinden: Ihr Style, ihre Kategorien, ihre Besucher

Während meines Aufenthaltes in Großbritannien werde ich ganz viele verschiedene Kirchen und Gemeinden besuchen. Ich verspreche mir davon Inspiration für meine zukünftige Aufgabe. Und ich bin davon überzeugt, dass man von jeder Gemeindeform etwas lernen kann. Andy Stanley schreibt in seinem Buch Next Generation Leader: „Lerne was du kannst, von wem du kannst.“

Als Erstes fällt mir natürlich der Style einer Gemeinde auf. Ich besuche einen Gottesdienst oder checke die Internetseite und bekomme einen ersten Eindruck. Und hier denke ich sehr schnell in den Kategorien traditionell oder progressiv. Das hilft aber noch nicht unbedingt weiter. Eine Kategorie hat dabei immer den Nachteil, dass sie nicht zu 100 % passt und lange nicht alles aussagt. Dennoch hilft sie natürlich beim Denken und Einordnen und deshalb habe ich weiter unten auch sechs verschiedene Kategorien von Gemeinde-Styles aufgestellt. Der Style sagt aber nicht unbedingt etwas über …

  • die Theologie oder die Dogmatik einer Gemeinde aus (liberal oder konservativ)
  • den Gemeinschaftsfaktor der Gemeinde aus (warmherzig, kaltherzig, tief, oberflächlich)
  • den Lehrfaktor aus (wie attraktiv und relevant sind die Predigten für den Alltag der Leute)
  • den Leitungsfaktor aus (kongregationalistisch-demokratisch, episkopal-bischöflich, presbyterianisch)
  • den Musikfaktor aus (modern, traditionell, gemischt)

Die genannten Faktoren sind für eine Entscheidung, ob Menschen diese Gemeinde besuchen (bzw. sich angezogen fühlen) oder nicht, absolut mitentscheidende Kriterien. Sie alle bestimmen nämlich den Style. Kriterien wie Gemeinschaft, Lehre und Leitung kann man erst beurteilen, wenn man länger eine Gemeinde besucht hat. Die Musik kann man dagegen ziemlich schnell beurteilen.
Jetzt kann einer Person z.B. aber der Gemeinschaftsfaktor wichtiger sein, als der Musikfaktor. Und weil die Gemeinschaft so gut ist, nimmt man die schlechte Musik in Kauf. Die Gemeinde wirkt also im ersten Moment eher traditionell, ist aber bei der Gemeinschaft ganz weit vorn. Hier kommt es also auf den zweiten Eindruck an.

Warum bestimmte Menschen in bestimmte Gemeinden gehen, ist nicht immer klar ersichtlich. Am besten scheint es mir der Begriff „Passung“ auszudrücken. Der Mensch mit seinem Lebenskontext und die Gemeinde vor Ort passen aus verschiedenen Gründen einfach gut zusammen. Natürlich passt nicht alles, aber insgesamt ist die Sache stimmig. Erst, wenn zu viele Faktoren nicht mehr passen, wechselt eine Person die Gemeinde.

  • Je älter die Person ist und je mehr Personen an ihr dranhängen (z.B. bei einer Familie) muss sehr viel passieren, damit jemand eine Gemeinde verlässt. Es müssen entweder theologische Verwerfungen sein oder aber es kam zu einem großen Streit.
  • Für Familien spielt es eine sehr große Rolle, ob eine Gemeinde eine gute Kinder- und Jugendarbeit hat. Ist das nicht der Fall, ist eine Familie eher bereit, die Gemeinde zu wechseln.
  • Je jünger und mobiler die Person ist, spielt auch der Style eine Rolle. Es gibt viele gut erreichbare hippe Angebote, die ausgewählt werden können. Hinzu kommt noch, dass man sich auch gerne von der Gemeinde löst, in der die eigenen Eltern zu Hause sind.
  • Gleichzeitig bestimmen alle Altersgruppen und sozialen Schichten wieder den Style einer Gemeinde und ziehen somit auch Außenstehende an.

Der erste Eindruck ist also nicht immer der beste Eindruck und auch nicht der alles entscheidende Eindruck. Aber wir beurteilen ja oft nach dem ersten Eindruck. Und manchmal sagt der erste Eindruck auch etwas über die Theologie und die Gemeinschaft einer Gemeinde aus.

Kategorien erleichtern – wie oben schon gesagt – das Denken. Ich habe mal folgende Kategorien nach der A-B-C-Methode aufgestellt.

  • A1: Gemeindegründung im klassischen Style (5-50 Jahre alt, klassische Gemeindegründungsbewegungen, z.B. der Freikirchen)
  • A2: Gemeindeneugründung im aktuellen Style (5-50 Jahre alt, icf, gesellschaftsrelevanter Ansatz, FeG-Projekte (z.B. City-Churches), CMP-Projekte, emergente Ansätze)
  • B1: Freikirche mit klassischem Style (z.B. klassische Baptisten-, Brüder- oder Freie evangelische Gemeinde)
  • B2: Traditionelle Kirche im weiterentwickelten Style (weiterentwickelte Freikirche, evtl. mit gesellschaftsrelevanten-missionarischem Ansatz)
  • C1: Alte Kirche im klassischen Style (traditionelle katholische, anglikanische oder evangelische Kirchengemeinden)
  • C2: Alte Kirche im weiterentwickelten Style (moderne anglikanische Kirchen, katholische oder evangelische Jugendkirchen-Projekte)

Es ist dabei nicht hilfreich, wenn man zwischen den Kategorien vergleicht. Es ist unfair, die Stärken eine A2-Gemeindegründung mit den Schwächen einer C1-Kirche zu vergleichen. Wenn, dann muss man Stärken mit Stärken oder Schwächen mit Schwächen vergleichen. Noch besser ist es zu gucken, wie eine andere Kirche den Auftrag Jesu auslebt und sich von der Art und Weise dieses Auslebens inspirieren zu lassen. Jede Kirche ist ja in einem bestimmten Kontext gesetzt und zu einem bestimmten Zeitpunkt vom Herrn der Kirche ins Leben gerufen worden.
Es gilt: Inspiration statt Vergleich. Die Leitung jeder einzelnen Gemeinde ist gefragt, ihre Gemeinde so aufzustellen, dass sie Mt 28,18-20 erfüllt und den Sendungsauftrag von Jesus Christus (Joh 20,21) wahrnimmt. Und hier kann eine Abgleichung mit anderen Gemeinde helfen, eigene Defizite zu erkennen oder neue Ideen für den eigenen Gemeinde-Kontext zu bekommen.

Soweit mal ein paar erste Gedanken zum Thema. Im weiteren Verlauf des Blogs folgen Eindrücke von diversen Besuchen in verschiedenen Churches in the UK. Ich wünsche Inspiration beim Lesen.

(überarbeitet am 01.08.2012 und 04.07.2023)

Kategorien
UK-Trip

UK4: Angekommen / Tag 1-3

26.-28.07.2012

Wir sind nach England gefahren, aber auf der Fähre von Calais nach Dover konnte man auf dem Oberdeck fast fliegen:

Nun sind wir angekommen. Nachdem wir am Donnerstag um 6.30 in Kleinwiedenest losgefahren sind, haben wir gegen 20.30 Exeter erreicht. Exeter ist die Stadt, in der wir nach unserem Campingurlaub für 8 Wochen wohnen und arbeiten werden.

In Exeter konnten wir unseren Anhängern mit dem ganzen Material für die Zeit nach unserem Urlaub abstellen. Außerdem wurden wir von John und Anthea freundlich empfangen. Es gab nicht nur ein gutes Abendessen, sondern auch sechs Betten in einem coolen, kleinen englischen Haus. Häuser in England sind im Vergleich zu Deutschland unverhältnismäßig teuer.

Am nächsten Morgen ging es weiter auf die Isle of Wight. Manche nennen es England im Kleinformat. Hier verbringen wir erst mal acht Tage auf einem richtig guten Campingplatz. Die ersten Eindrücke sind: schön, warm und windig. Heute geht es zu den Needles. Eines der berühmtesten Landmarken der Insel.

Kategorien
UK-Trip

UK 3: Einpacken

Man, war das eine Packaktion. Nachdem wir zwei Tage alles Mögliche besorgt haben, haben wir heute (Mittwoch) den ganzen Tag gepackt. Und weil wir möglichst bequem beim Camping sitzen wollen, alle 6 Fahrräder am Start haben wollen und noch vernünftig schlafen wollen, wurde jeder mm ausgenutzt. Außerdem nehmen wir noch einen Anhänger mit, den wir aber in Exeter bei John A. parken. Da sind alle Sachen drinnen, die wir ab September brauchen. Morgen früh um 6.00 Uhr geht es dann los nach Exeter. Um 13.25 in Calais auf die Fähre. Ankunft in Dover um 13.55 Ortszeit. In England ist es eine Stunde früher.

Und dann weiter … der UK-Trip beginnt.

Kategorien
Kirche/Gemeinde Leitung

Review: Fearless Summit @Mavuno Church Nairobi/Kenia im Juli 2012

„Vergiss alles, was du über eine afrikanische Gemeinde denkst.“
Das ist ein Spruch, den ich mehrmals gegenüber Freunden gebracht habe, denen ich von meinem Besuch des Fearless-Summit 2012 (http://fearlesssummit.org/) in Nairobi erzählt habe (04-06.07.12).
Der Summit wird von der kenianischen Gemeinde Mavuno Church veranstaltet. Die Dynamik dieser Kirche ist beeindruckend. Die Mavuno Church arbeitet auf einem Level, den ich mir in Deutschland verstärkt wünschen würde. Das betrifft einmal die Einstellung und die Leidenschaft der Mitarbeiter. Und dann auch die Strategie der Gemeinde, die ganz klar an ihrer Vision ausgerichtet ist: „Making ordinary people to fearless influencers of the society“. Diese Vision kennt nach einem kurzen Besuch jeder Gast. Und diese Vision wird gelebt und kontrolliert. Zur Umsetzung dient der sogenannte Mavuno-Marathon (siehe www.mavunochurch.org).
Abgesehen davon arbeitet die Kirche organisatorisch auf einem sehr hohen Level, der mich besonders als Deutscher beeindruckt. Dies hängt nach m.E. mit dem klaren Leitungsverständnis der Gemeinde zusammen. Sehr vieles von dem, was ich über Leitung weiß, gelesen und gelernt habe, scheint in dieser Kirche angewandt zu werden. Geistlichen Leitern ist die Mavuno Church positiv gegenüber eingestellt. Sie will Leiterinnen und Leiter und ermutigt sie zu leiten. Und sie bildet in einem internen Programm Leiterinnen und Leiter über ein oder mehrere Jahre gezielt aus. Ihre Mitglieder nehmen eigenverantwortlich Aufgaben in Nairobi wahr. Unter anderem ist das Mikrofinanzprojekt Maono entstanden (Maono Initiative), was Menschen in den Slums Hilfe zur Selbsthilfe anbietet.
Darüber hinaus hat die Kirche das ambitionierte Ziel bis 2030 in jeder afrikanischen Hauptstadt eine Gemeinde zu gründen und dazu noch in jeder wichtigen Stadt der Welt – wenn das keine Vision ist. Auch in Deutschland ist sie schon am Start und hat zwei Deutsche als Gemeindegründer nach Berlin ausgesandt. Nancy und Daniel Flechsig gründen mit der EFG Lichterfelde die Mavuno Church Berlin.

Fearless Summit, Mavuno ChurchFür mich ist die Frage, inwieweit man die Dynamik nach Deutschland holen kann und ob sich eine deutsch-kenianische Partnerschaft sinnvoll aufbauen lässt. Die Entfernung ist weit. Ein Flug ist teuer. Die Kulturen sind verschieden. Kenia ist eine junge Generation, wo es wirtschaftlich dynamisch zugeht. Der Anteil evangelikaler Christen liegt bei fast 20 %. Deutschland stagniert und geht bevölkerungsmäßig zurück. Auch der christliche Glaube ist auf dem Rückzug. In einer deutschen Großstadt gibt es sicher mehr Parallelen als in einer deutschen Kleinstadt. Aber vielleicht brauchen wir wieder den Mut, Gott etwas in unserem Land zuzutrauen. Und da können uns die Afrikaner inspirieren. Unabhängig davon sind die Leitungsprinzipien der Kirche beachtenswert und dann übertragbar. Vorausgesetzt ist allerdings, dass sich eine Gruppe/Gemeinde in Deutschland diese Art von Leitung wünscht. Das kenianische Model ist sehr stark personenorientiert. Das ist uns in Deutschland in den Freikirchen eher fremd. Aber hier habe ich den Eindruck, dass es immer mehr junge Christen gibt, denen ein bis in die Spitzen ausgelebtes kongregationalistisches Modell nicht mehr behagt.
Ich bin gespannt, wie sich diese Kirche in 10 Jahren entwickelt hat. Die ersten fünf Jahren sind jedenfalls beeindruckend. Und ich bin gespannt, wie sich Mavuno Berlin entwickelt. Ich wünsche der Kirche auf jeden Fall Gottes Segen und Erfolg bei der Visionsumsetzung. Um Gottes Ehre willen.