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Leitung Rezensionen

Rezension: Die 7 Wege zur Effektivität

7 Wege… es ist eine sehr umfassende Rezension. Sie umfasst 17 Seiten. Hier gibt es nur die Einleitung. Mehr in der angehängten PDF.

Covey, R. Stephen, Die 7 Wege zur Effektivität – Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg, Offenbach: Gabal 17. Auflage 2010
5 von 5 Punkten  / 360 Seiten / 24,90

Das Lesen des Buches war für mich ein echter Gewinn. Ich gehe so weit, dass es zu den 10 besten Büchern gehört, die ich bis jetzt gelesen habe. Wer eine gefestigte Leitungspersönlichkeit anstrebt, muss dieses Buch lesen. Dafür spricht auch der Hinweis von über 15 Millionen verkaufter Exemplare auf dem Cover (mittlerweile lt. neuester Ausgabe 25 Millionen).
Der Autor Stephen R. Covey ist inzwischen verstorben. Über ihn gibt es einen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel. Er war ebenfalls sehr religiös und gehörte zur Kirche Jesus Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen).

Das Buch ist sehr komplex und einiges musste ich mehrmals lesen, bis ich es anwenden konnte. Nach dem Vorwort ist das Buch in vier Hauptteile gegliedert. Zunächst unterscheidet Stephen Covey Paradigmen und Prinzipien. Dann zeigt er drei Wege für den privaten Erfolg auf. Anschließend zeigt er weitere drei Wege für den öffentlichen Erfolg auf. Schließlich nennt er den 7. Weg zur Erneuerung. Es folgt noch ein Anhang.
Die Bearbeitung von Themen innerhalb des Buches ist nicht immer stringent. Manchmal mischt er oder lässt Exkurse einfließen. Das macht eine Zusammenfassung nicht ganz einfach.
Die Rezension habe ich vor allen Dingen für mich persönlich geschrieben. Daher arbeite ich viel mit Zitaten, die mir wichtig geworden sind. Und so sind es auch 17 Seiten geworden (von 360).

14.08._Covey_Die 7 Wege zur Effektivität_Zusammenfassung

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Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: Die Mitarbeiterrevolution

Hybels, Bill, Die Mitarbeiterrevolution, Begeistert in der Gemeinde mitarbeiten, Asslar: Gerth Medien 2005
3,5 von 5 Punkten / 110 Seiten / 10,95€Hybels, Die Mitarbeiterrevolution

Das Buch stand super lange in meinem Regal. Dann habe ich es 2012 endlich mal gelesen. Und jetzt erst rezensiert.
Der Titel ist etwas zu „großartig“ und das Buch am Anfang zu einseitig. Im ersten Kapitel werden mir ganz normale säkulare Berufe zu stark negiert und der Sinn des Lebens und die Berufung in Gottes Reich zu stark auf die reine Gemeindearbeit gelegt.
Aber danach ist es inspirierend. Billy Hybels legt in diesem Buch seine Gedanken zum Thema „Mitarbeit in der Gemeinde“ dar. In 11 Kapiteln merkt man ihm an, dass er Menschen für die Mitarbeit in der Gemeinde begeistern will. Er versteht jeden Mitarbeiter als Priester.
Und er macht Pastoren und Gemeindeleitern Mut, indem er betont: „Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich Menschen dazu einlade, in unserer Gemeinde mitzuarbeiten. Niemals!“ (:12) Es fordert Leiter heraus, Menschen in die Mitarbeit zu berufen: „Jeder Kirchgänger muss eine Entscheidung treffen. Er kann jeden Sonntag den Wagen auf seinem angestammten Parkplatz abstellen, seinen Sitz in seiner Lieblingsreihe einnehmen, einen guten Gottesdienst genießen, danach noch mit Leuten schwatzen und dann wieder nach Hause fahren. Auf diese Weise macht er eine nette, sichere Sonntagmorgen-Erfahrung. Oder er kann sich mitten ins Abenteuer stürzen, indem er die Ärmel hochkrempelt, sich Gleichgesinnten anschließt und mithilft, Gemeinde zu bauen, so wie Gott ihn berufen hat.“ (: 17)
Im 2. Kapitel betont er den Wert von Mitarbeiterförderung der vorhandenen Mitarbeiter. Ebenso macht er deutlich, was durch Ehrenamtliche geleistet wird: „Ohne den Einsatz unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter würden zahllose Wunden nie geheilt, Münder nicht gefüllt, Trauernde nicht getröstet. Unzählige Becher kühles Wasser würden nicht in Jesu Namen ausgeschenkt und unzählige geistlich Suchende würden nie mit Jesus bekannt gemacht.“ (: 32)
Im 3. Kapitel geht es ihm um eine dienende Einstellung und im 4. Kapitel darum, dass jeder, der gibt auch Empfangender ist. Wer Menschen zum Dienst ermutigt, fördert sie ganzheitlich. „Wir dienen, weil uns gedient wurde und weil wir einem Leiter folgen, der uns echtes Dienen vorlebt.“ (: 54)
Im 5. Kapitel, sicher das zentrale Kapitel im Buch, macht Hybels deutlich, dass jeder Christ ein Priester ist. Es gibt keinen Tempel mehr. Wir allen dienen uns gegenseitig. Leider sind viele Gemeinden aber zum alttestamentlichen Modell zurückgekehrt. Das macht sie schwach. Oft wird der Pastor regelrecht in die Rolle des Priesters geschoben. Hier muss gegensteuert werden. Von der Kanzel aus. Leiter müssen Menschen in die Mitarbeit bringen.
In Kapitel 6 geht es um das Mittendrin-Sein, statt dem Dabei-Sein. Dafür sollen Leute anfangen, einfach zu experimentieren und zu dienen. Hier macht Hybels kritische Anmerkungen zum überzogenen Gaben-Hype und Finde-den-richtigen-Platz-für-dich Hype. Das gefällt mir. „Lassen sich zunächst einmal voll und ganz auf die Vorstellung ein, dass Sie als Nachfolger Jesu auch ein Diener sind.“ (: 67)
Im 7. Kapitel geht es dann um die Fähigkeiten und Neigungen. Hier betont er unter anderem, dass es für bestimmte Typen (risikofreudige Alpha-Typen) schwierig ist, sich in der klassischen evangelikalen Freikirche einzusetzen und dadurch Potential verloren geht.
Zum Dienst gehört die Liebe zum Menschen. Das wird in Kapitel 8 ausgeführt. Aus dieser Liebe entsteht Leidenschaft für bestimmte Personengruppen oder Thematiken. Wenn Gott sie in uns weckt, dürfen wir sie einsetzen.
Leiter müssen Menschen fragen, ob sie mitarbeiten wollen. Das wird in Kapitel 9 ausgeführt. Dabei ist die direkte Ansprache am effektivsten. Natürlich sind aktive Mitarbeiter die beste Werbung für neue Mitarbeiter. Aber ohne eine „Kultur des Fragens“ kommen weniger Leute dazu. Jemand muss die Vision vermitteln, Informationen geben und den Rahmen stecken. Dabei ist auch auf gutes Feedback zu achten. Hier macht er deutlich, wie man Mitarbeiter gewinnt und bindet und gibt Tipps für eine neue Mitarbeiterkultur. Er legt Wert darauf, dass die Leiter die Mitarbeiter (Diener) daran erinnern, dass sie für Gott arbeiten und Gott den Einsatz und jeder Akt des Dienstes notiert und belohnt wird (1Kor 15,58). „Wir sind es unseren Mitarbeitern schuldig, ihnen dies immer wieder vor Augen zu führen.“ (: 111). „Ehrenamtliche Mitarbeiter müssen daran erinnert werden, dass sie nicht verrückt sind, weil sie sich einbringen!“ (: 111).
In Kapitel 10 geht es um Nachhaltigkeit. Dienen ist die Hauptberufung des Lebens. Er nennt zwei Schlüssel zum Durchhalten: Begabung und Leidenschaft, sowie „Dienst im Kontext der Gemeinschaft“. Teams sind wertvoll. Ebenso Erfolge (z.B. Taufgottesdienste), Selbstfürsorge und geistliches Erfülltsein.
Im letzten Kapitel geht es um die Kraft der guten Taten und dass wir uns dazu anreizen sollen.

Insgesamt ein lesenswertes Buch für Pastoren und Gemeindeleiter, um Mitarbeiter besser zu fördern und darüber hinaus für alle, die sich fragen, warum sie eigentlich in Kirche Zeit investieren.

15.03._Hybels_Die Mitarbeiterrevolution_review

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Kirche/Gemeinde Leitung Rezensionen

Neue Rezension: Überzeugend moderieren

IMG_0974Schnepper, Arndt E., Überzeugend moderieren, Wie man ansprechend durch Gottesdienste leitet, Brockhaus 2013
4,5 von 5 Punkten / 110 Seiten / 10,95€

Pastor Arndt Schnepper hat ein kleines und feines Buch über Gottesdienstmoderation geschrieben. Es enthält kompakt das Wichtigste, was man über die Moderation eines Gottesdienstes wissen sollte. Nach der Einleitung, in der er den Mut zur Moderation betont, geht er grundlegend auf die Motive des Moderators ein. Dann spricht er über Formen und gliedert sein Buch weiter in die vier Phasen eines Moderationsprozesses: 1. Ideen finden. 2. Drehbuch schreiben. 3. Auf der Bühne, und 4. Hinter den Kulissen.

Im Kapitel „Motive“ betont er die kulturelle Entwicklung, die Moderation verlangt und begünstigt. Er sieht keinen Widerspruch zwischen dem „Zeitgeist“ und dem Nichtbetonen von Moderation im Neuen Testament. Für ihn ist Moderation Steuerung: „Wer moderiert, unterstützt die anderen Gottesdienstgestalter dabei, das gemeinsame Ziel zu erreichen, Klippen und Untiefen zu umfahren und den wehenden Wind des Geistes weise zu nutzen.“ (: 12). Gerade Gäste und junge Menschen sieht er ohne moderierende Erklärung mit kirchlichen Handlungen im Gottesdienst überfordert. Durch gute Moderation wird vermeintlich Langweiliges spannend, Direktives wird freundschaftlich (Moderator als Gastgeber) und aus Solos wird Beteiligung.

Im Kapitel „Formen“ rät er zum dezenten Auftreten des Moderators (Lotse), der die eigentlichen Inhalte zum Leuchten bringt (: 22). Natürlichkeit, Können, Emotionen und Sachlichkeit sind von großer Bedeutung. In der Spannung zwischen Aktivität und Passivität sieht er jeden Moderator. Der Moderator muss in der Vorbereitung Gott zu sich reden lassen. Anmut ist dabei ein wichtiger Faktor: „Eine Moderation kann nur gelingen, wenn wir das Geheimnis des Miteinanders von menschlichen Bemühungen und göttlichem Zutun nicht auflösen.“ (: 29).

In der 1. Phase geht es für den Moderator darum, Ideen zu finden. Schnepper rät dabei zur Teamarbeit, was m.E. in der ehrenamtlichen Praxis eine Herausforderung darstellt. Ebenso rät er für jeden Gottesdienst die Schlüsselbotschaft zu identifizieren. Danach wird der Ablauf angedacht. Es folgen einige gute Tipps zur Ideensuche. Schließlich verweist er auf die Wichtigkeit der besonderen Gottesdienste im Kirchenjahr und empfiehlt es keiner Konfession, diese außer Acht zu lassen.

In Phase 2 erklärt Schnepper, wie man ein Drehbuch schreibt. Nach der Makro-Planung kommt der Spannungsbogen: „Der eigentliche Clou ist der innere Spannungsbogen, der die unsichtbare Statik des Gottesdienstes bildet.“ (: 52). Dafür braucht es gesetzte Höhepunkte und einen Gipfel. Es folgt die Mikro-Planung. Weiter geht er auf das Papierformat einer geschriebenen Moderation ein, auf das Duzen und Siezen und empfiehlt das „mündliche Schreiben“ der Moderation. Das ist alles sehr hilfreich. Er geht auf den Sprachstil ein und dringt dann detailliert in die einzelnen Phasen der Moderation vor (Begrüßung, Kollekte, Gebetsformen, Segen, …). Hier fällt seine positive Sicht zum Informationsteil eines Gottesdienstes ins Auge (: 69), weil für ihn hier das Leben der Gemeinde aufblitzt. Weiter empfiehlt er kurze persönliche Akzente und Humor (Witze als Blitze, die Spannungen entladen). Schließlich verweist er auf das vorbereitende Gebet vor der Moderation (: 82).

In der 3. Phase spricht er über den Moderator auf der Bühne. Hier gibt er sehr viele gute praktische Tipps. Kleidung ist dabei schon Kommunikation. Ein rechtzeitiges Erscheinen vor Beginn ist wichtig. Lächeln, Blicke, Körpersprache, Standort, unterstrichene Inhalte und natürliches Sprechen werden erläutert. Ähs und Öhs werden betrachtet. Schließlich kommt er auf das Einbauen von Beiträgen und Interviews zu sprechen und auf die Abmoderation. Ausführungen zu den Themen Doppelmoderation, Vorlesen, Umgang mit Applaus und Irritationen ergänzen dieses praktische Kapitel.

Phase 4 läuft hinter den Kulissen ab. Er beschreibt zunächst – ein wenig schubladenhaft – vier verschiedene Typen von Moderatoren. Dann geht er darauf ein, wie man mit Lob umzugehen hat. Ebenso wie mit Kritik. Er fordert dazu auf, im Arbeitsfeld der Moderation ein Ermutiger zu werden: „Gewöhnen Sie sich positive Feedbacks, kleine Komplimente und einen freundlichen Blick an. Eine positive Feststellung lässt viele Menschen regelrecht aufblühen.“ (:108f) Schlussendlich kommt es für Schnepper auf das Herz eines Moderators an.

Fazit: Ein sehr überzeugendes und praxisnahes Buch, was ich jedem, der moderiert, nur empfehlen kann. Wir setzen es in unserer Gemeinde für das Coaching von Moderatoren und Moderatorinnen ein. Es setzt dabei eher an das klassische freikirchliche Gottesdienstvorbereitungsverständnis an.

14.11._Schnepper_Überzeugend moderieren

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Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Neue Rezension: Effektive Leitungsteams

SAMSUNG DIGITAL CAMERASchock, Karl, Effektive Leitungsteams, Entwicklung und Qualifizierung von Leitungsgremien in christlichen Gemeinden und Werken,
Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft 2007
4 von 5 Punkten / 165 Seiten / 17 €

Karl Schock, Gründer der Akademie für christliche Führungskräfte, meint: „Das oberste Leitungsgremium einer Organisation, Gemeinde oder eines christlichen Werkes bestimmt deren Ziel und Erfolg (Fruchtbarkeit)“ (:9). Ihm ist es daher ein Anliegen, Leitungsfähigkeiten von christlichen Leitern zu verbessern. Damit schreibt er über ein sehr relevantes Thema für kirchliche ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter. Er durchdringt das Thema Leitung und gibt sehr viele praktische Tipps für christliche Kirchengemeinden und Organisationen. Besonders was das Verhältnis von verschiedenen Gremien zueinander angeht. Er versucht die biblische und wissenschaftliche Sicht über Leitung in Ergänzung zu sehen und ich finde, es ist ihm gelungen. Sympathisch merkt er aber auch im Vorwort an, dass man Leitungsfähigkeiten vor allem durchs Tun erwirbt (:11).

1. Kollegiale Gemeindeleitung – Kirchengeschichte
Schock zeigt auf, dass in der Urgemeinde und frühen Christenheit immer Teams geleitet haben: das apostolische Leitungskollegium, die Ältestengremien und Projektteams. Es gefällt, dass er hier viele Bibelstellen anführt. „Kollegiale Leitungsstruktur stärkt Ansehen und Wachstum der Gemeinde.“ (:18). „Kollegiale, partizipative und Heilig-Geist-motivierte Leitung ist die beste Grundlage für Einheit in der Gemeinde.“ (:20) Im NT und der Urkirche erkennt er drei große Führungsprinzipien: das episkopale (bischöfliche), das presbyteriale (Ältestenkollegium) und das kongregationale (Demokratie/Gemeindeentscheid) Leitungsprinzip (vgl.: 20f).
Von da aus blickt er in die heutige katholische Kirche und schreibt z.B.: „Was wir von den Katholiken lernen können, ist die Ernsthaftigkeit, um nicht zu sagen Heiligkeit der Leitungsgremien, die sich als Beauftragte Jesus Christi verstehen, unserem Herrn und Heiland zu dienen, …“ (:22) und geht besonders auf die Rolle des Abtes in Klöstern ein (25-28)

2. Moderne Leitungsgremien, Teams und Arbeitsgruppen
Anhang einer Grafik (Matrix: 31) macht er deutlich, welche Teams mehr ausführende und welche mehr beratende Funktion haben. Die Frage ist nun, welches Team in welchem Kontext installiert wird. Er erklärt dann zunächst die Aufgaben eines Vorstandes (:33f) und sein Zusammenspiel mit der Geschäftsführung (:34f). Auch jedes Leitungsteam braucht einen Leiter: „Die Qualität des Leiters bestimmt die Effektivität des Leitungsgremiums und dieses den Erfolg der Organisation.“ (:36) Weiter zeigt er spezielle Formen von Teams auf: Ausschuss, Kollegium, Arbeitsgruppe, Projektgruppe, Lenkungsausschuss und Beirat. Schließlich gibt er eine Tabelle zur Selbstbeurteilung für ein Vorstandsgremium.

3. Sitzungs-Planung, -Ablauf und -Leitung
Hier geht er zunächst auf auftretende Interessenskonflikte ein, die es ja nun mal gibt. Deswegen betont er: „Die wichtigste Aufgabe eines Leitungsgremiums (Vorstand, Ministerrunde, Direktorium) ist, die ‚Richtlinien der Politik‘ oder die Strategie oder engl. Policy der Organisation zu bestimmen.“ (:52) Es folgt einer Muster-Aufgabenbeschreibung für einen Vorstandsvorsitzenden, seines Stellvertreters, eines Ausschussleiters, eines Gremiummitgliedes und sogar des Sekretärs. Danach geht er auf das Thema effektive Sitzungsleitung ein, auf die effektive Diskussionsführung und weiter noch auf elektronische Möglichkeiten (die aus dem Jahr 2007 etwas veraltet wirken, aber damals Up-to-Date waren).

4. Leiten mit Richtlinien (Policy-Making)
In diesem Kapitel fordert er Vorstände auf, einen Paradigmenwechsel einzuleiten. Er regt zu einer Richtlinien-Erarbeitung als Führungswerkzeug an: „Richtlinien-orientierte Führung ist ein Gütesiegel für gute Führungskultur.“ (:70) Ihm geht es vor allen Dingen um Effizienz, um Aktion und nicht Reaktion. Der Vorstand muss die zu erreichenden Endresultate sicherstellen, die Strategie delegieren, aber Mittel zur Verfügung stellen. Der Vorstand hat eine Haushalter- und Wächterfunktion gegenüber dem Management. Damit das Management aber arbeiten kann, muss er Richtlinien geben. Und er muss vor allen Dingen die Mission der Organisation festlegen.

  • „Eine Organisation muss sich immer fragen, ob sie ihre Umwelt durch ihre Fürsorge, Hilfe und Kompetenz reicher, glücklicher und schmerzfreier macht …“ (:76).
  • „Für das Management ist es wichtiger, zu wissen, was nicht vom Vorstand abgesegnet werden kann, als wenn es sich immer fragen muss, was alles genehmigt wird.“ (:78)
  • „Starke Vorstände brauchen ein starkes Management und damit eine gute Geschäftsführung. Keine Beziehung in einer Organisation ist so wichtig wie die zwischen Vorstand und Management.“ (:79)
  • „Gemeinnützige Organisationen haben, bedingt durch Über- oder Unterforderung, chronische Probleme mit der Funktion des GF.“ (:79)
  • „Vorstand und GF sind Kollegen. Während der GF dem Vorstand als gesamtes Gremium unterstellt ist, herrscht zwischen ihm und den Vorständen ein kollegiales, kein hierarchisches Verhältnis. Kein einzelnes Vorstandsmitglied hat Autorität über den GF.“ (:80)
  • „Wenn man die Vorstands-Funktion von der GF-Funktion nicht klar unterscheidet, wird der Vorstand allmählich selbst zum Management.“ (:81)
  • „Die Hauptaufgabe des Vorstands ist, eine Brücke zu bilden, zwischen denen, für die er verantwortlich ist und zwischen dem Management, das ihm gegenüber verantwortlich ist.“(:83)

Sehr hilfreich auch die Grafik zum Schirmmodel V/GF auf Seite 82. Er geht weiter auf konkrete Vorstandsaufgaben ein, das Arbeiten mit Stäben und Komitees, Vorstandssitzungen im neuen Stil und zeigt einen Weg auf, wie man den geforderten Paradigmenwechsel erreichen kann.

5. Information, Kommunikation, Rollenverständnis
Hier ist ihm die „Einheit“ einer Leitungsgruppe wichtig: „Community building first. Decision making second.“ (:94) oder auch „No container, no dialogue“ (:99) – Zitat von Isaacs, der mit dem Container den Vertrauensraum meint. Dabei gilt für ihn ein Leitsatz von Adenauer: „nehmt die Leute wie sie sind, es gibt keine anderen.“ (:95) Es folgen Ausführungen zur Konfliktbewältigung. Weiter und sehr ausführlich beschreibt er die neun Rollen im Team nach Meredith Belbin, ink. Persönlichkeitstest. Er nennt und illustriert die Rollen Co-Ordinator, Implementor, Planter, Shaper, Ressource Investigator, Teamworker, Spezialist und Completer. Dann geht er noch speziell auf die Herausforderungen als Leiter ein, die da wären: Stellenbesetzungen, Kritik, Konflikte, Sorgen überwinden. Hier noch ein paar Zitate daraus:

  • „Konflikte sind unvermeidlich … Viele Köpfe, viel Sinne … Deshalb sind wir ja im Leitungsteams, weil hier mehr Ideen und Aspekte produziert werden, als in einem einzelnen Gehirn.“ (:116)
  • „Die wichtigste Eigenschaft eines Führers ist der Glaube. Ihn braucht es vor allen anderen, …“ (:117) … beim Sorgen kann man nichts an den Umständen ändern, jedoch sehr wohl bei der Fürsorge.“ (:117)

Dann zeigt er anhand der „vision to plan – pyramid“ (:121), wie strategisch christlich gedacht und gehandelt werden kann.

6. Modell einer Ortsgemeinde-Leitungsstruktur
Nun versucht er die ganzen Ausführungen auf deine Ortsgemeinde runterzubrechen. Dafür bringt er als Beispiel das Vorstandshandbuch einer Gemeinde in Schorndorf (124-146) Ebenfalls bringt er grafische Organigramme. „Der Kern der neuen Leitungsstruktur bildet eine klare Aufteilung zwischen strategischer, richtungsgebender Führungsfunktion des Gemeindevorstandes (früher Ältestenrat), heute kurz Vorstand (GV) genannt und ausführender, aktiv planender Management-Funktion der operativen Abteilungsleitung, kurz Gemeinde-Leitung (GL) genannt.“(:126). Ihm geht es hier um die klare Unterscheidung zwischen richtungsgebender Führung und operative Funktion, ohne dass es zu einem oben und unten zwischen den Gremien kommt.

7. Exkurs – Pastorat und Gemeinde-Leitung
Schock ist es ein Anliegen, die Stellung des Pastors nicht automatisch mit der Stelle eines strategischen Leiters gleichzusetzen. Auch hier plädiert er für Teamarbeit und eine gute Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Gemeindeleitung.

Fazit: ein sehr ausführliches, in Teilen sehr detailliertes Buch über Leitungsgremien in Werken und Gemeinden. Manchmal ist es etwas wiederholend gegliedert. Von meinem Eindruck her werden kirchliche Werke oder Verbände mehr von dem Buch profitieren können, als die Ortsgemeinde. Aber auch für sie sind hier eine ganze Menge Anregungen zu finden. Vielleicht muss man nicht immer alles so detailliert festhalten, wie Schock es in seiner Gemeinde gemacht hat, aber die groben Linien helfen auf jeden Fall zur größeren Leitungseffizienz.

12.09._Schock_EffektiveLeitungsteams

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Leitung Rezensionen

Rezension: Von Kritik lernen ohne verletzt zu sein

KritikKessler, Martina/Hübner, Michael, Von Kritik lernen ohne verletzt zu sein, Brunnen-Verlag 2013 / edition acf
3,5 von 5 Punkten

Das 110-seitige Buch ist gut und schnell zu lesen. Ich habe es mir gekauft, um meinen Umgang mit Kritik besser zu managen. Es ist in vier Kapiteln eingeteilt:
1. Kritikgesinnung lernen von den Sprüchen
2. Unterschiedliche Kritikverarbeitung: Mut, reflexiv zu denken
3. Konstruktive Kritik
4. Neurotische Kritik

Die Autoren verstehen Kritik als „kostenlose Unternehmensberatung“. Dieser positive Ansatz gefällt mir und zieht sich durch. Hier liegt die Hauptstärke des Buches. Mit dieser Einstellung kann man von Kritik viel lernen. Exemplarisch sei hier Seite 74 genannt, wo es darum geht auf Killereinwände gegen Kritik zu verzichten.
Ich vermisse aber, dass an keiner Stelle der Gedanke aufgegriffen wird, dass nicht jeder diese Art von Beratung will und braucht oder gerade Lust hat von Kritik zu lernen, bzw. diese tollen Möglichkeiten nicht zu dem Zeitpunkt wünscht, den der Kritiker sich ausgesucht hat. Aber ok – ist halt nicht der Ansatz des Buches.
Viele gute Tipps im Buch beziehen sich auf die ab Seite 65f erklärte „Neurotische Kritik“. Schwammig bleibt für mich aber wie „Neurotische Kritik“ (:65f) letztlich von „normaler Kritik“ zu unterscheiden ist. Ich würde und habe beim Lesen viele Tipps und Erklärungen generell auf Kritik bezogen, weil die Auswirkung im ersten Moment des Empfangens von Kritik doch erst mal gleich ist. Und ich darf ja nicht Kritiker vorschnell als Neurotiker einordnen.
Wenn man also die Tipps zum Umgang mit neurotischer Kritik eher auf Umgang mit genereller Kritik anwendet, ist das Buch für sehr gewinnbringend.
Sehr hilfreich finde ich die Seiten 79-84, wo die Wirkung belastender Kritik erläutert und sehr gut aufgezeigt wird, was im Kritisierten passiert. Für ihn ist eine „Sortierungsmaßnahme“ mit zeitlichem Abstand hilfreich. Das gilt für die eigenen Gefühle und für die gemachten Aussagen des Kritikers. Ganz starke Seiten im Buch.
Ab Seite 94f gibt es dann die ganz praktischen Tipps zum Umgang mit Kritik, wenngleich auch hier wieder die Überschrift „Neurotische Kritik“ ist. Da sind einige hilfreiche Tipps dabei. Hier hätte ich mir noch mehr Aspekte zum schnellen Kritikmanagement gewünscht, wie z.B. dem Steuern zum richtigen Ort oder zur richtigen Zeit für Kritik, die man ja auch als Kritisierter zum Teil beeinflussen kann. Oder auch zum Recht, dass man Kritik sofort zurückweisen kann und darf, bzw. die Erwartung zurückweisen darf, dass man sich aufgrund der Kritik ändern wird. Wenn man das tut, wird das Reaktionen hervorrufen beim Kritiker. Welche zum Beispiel? Und wie geht man damit um?
Ebenso fehlen mir einige Beschreibungen von Möglichkeiten der Kritikbewertung, zum Beispiel der Bewertung von Kritik im Team.

Trotzt der vermissten Aspekte ein sehr gewinnbringendes und praktisches Buch.

Hier die für mich wichtigsten Zitate:

  • „Ist das nicht paradox? – Kritik wird als zur Weiterentwicklung notwendig angesehen und gleichzeitig als bedrohlich erlebt.“ (:11)
  • „Das Wahre einer Kritik ist immer, dass der Absender eine Wahrheit über sich selbst sagt. In jeder Kritik steckt also eine wahre Selbstaussage.“ (:17)
  • „Manche Kritik erweist bei näherer Betrachtung als Mogelpackung. Da will jemand seine Meinung, Sichtweise oder seinen Lebensstil durchsetzen. Wenn das der Fall ist, dann sollten Sie sich unbedingt abgrenzen. Das gelingt dann gut, wenn man mit sich selbst im Reinen ist.“ (:18)
  • „Wenn Kritik gut verarbeitet werden soll, müssen Kritisierte klar unterscheiden, was von dieser Kritik angenommen werden soll, weil es zur Entwicklung anregt, und was bewusst abgelehnt werden muss, weil es zerstörerisch ist.“ (:21)
  • „Beachten Sie, dass manchmal ein Streit dadurch gelöst werden muss, dass man anerkennt, dass es keine Lösung dafür gibt.“ (:51)
  • „Allzu oft kritisieren Menschen etwas oder jemanden, ohne sich über die Wirkung ihrer Worte Gedanken zu machen. Und dennoch wollen sie mit ihrer Kritik etwas Gutes bewirken und eine Sache voranbringen.“ (:54)
  • „Wer Kritik wegen ihrer schlechten Verpackung ablehnt, schadet sich selbst.“ (:55)
  • „Frieden ist ein Zustand zwischen Menschen, in dem Konflikte nach festgelegten Normen und ohne Gewalt ausgetragen werden.“ (:65)
  • „Oft versucht man dann, die Kritik gleich abzuwehren. Dumm ist nur, dass häufig ein Stachel zurückbleibt.“ (:79)
  • „Leiter/innen müssen lernen mit Gegenwind umzugehen. Das ist unauflöslich mit einer Leitungstätigkeit verknüpft! Sie werden in einer Leitungsaufgabe nicht immer alle Wünsche der Mitarbeiterschaft erfüllen können. Und das ist letztlich auch nicht das Ziel in einer Führungsposition. Denn in erster Linie sind Sie der Aufgabe verpflichtet, die Sie übernommen haben. Dazu gehört sicherlich auch eine gute Mitarbeiterführung. Aber in einer Leitungsposition müssen Sie in der Lage sein, die Kritik an unpopulären Entscheidungen auszuhalten … >Irgendwer wird immer meckern“ … Leiter/-innen, die von allen geliebt werden wollen, werden es unendlich schwer haben und letztlich an der Aufgabe zerbrechen. Leiter/-innen, die immer von allen geliebt werden, erfüllen ihre Leitungstätigkeit mit zu vielen Kompromissen. (:82f)
  • „Manchmal ist es wichtig, sich gezielt zur Wehr zu setzen. Der Heilige Geist will in die Freiheit führen – manchmal, indem Ungerechtigkeiten akzeptiert werden, damit nicht unnötig Energie verschwendet wird, manchmal aber auch dadurch, dass sich Menschen aufrichten und falschen Beschuldigen widerstehen. Beugen Sie sich deshalb nicht vorschnell menschlichen Ungerechtigkeiten. Aber achten Sie auch auf Gottes Gedanken und Wege … Prüfen Sie Ihre Handlungsoptionen deshalb im Einzelfall genau.“ (:90)
  • „Wer um seinen sicheren Selbstwert weiß, kann seine Sicht der Wahrheit leichter sachlich und mit klarem Kopf prüfen … Wer sich selbst rechtfertigt, lässt ein Machtgefälle zu, bei dem der Macht hat, der den Rechtfertigungsdrang auslösen kann. Eine einfache Erklärung der Ziele, des Zweckes und der Motivation zu den Handlungen reicht aus.“ (:94f)
  • In Bezug auf den Kritiker: „Versuchen sie hinter die vordergründigen Kulissen zu sehen. Das geht nur, wenn Sie zu verstehen versuchen, welche persönliche Not hinter dieser Kritik stehen könnte. Dann wird es Ihnen leichter fallen, den Zusammenhang zwischen Person und Kritik zu erkennen. Das macht sie fähig, dem anderen anders gegenüberzutreten.“ (:100f)
  • „Sehen Sie Kritik als ein Wagnis des anderen an, als eine Anteilnahme, die Sie auf etwas aufmerksam machen will. Vergessen Sie eins nicht: Auch dieser Kritiker gibt Ihnen die Gelegenheit den Umgang mit Kritik zu verbessern.“ (:104)

14.02._Kessler_Huebner_Von Kritik lernen