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Rezension: Erziehung mit Liebe & Vision

silk-erziehungSilk, Danny, Erziehung mit Liebe & Vision, Bruchsal: GloryWorld-Medien 2012
4 von 5 Punkten  / 168 Seiten / 11€

Der Amerikaner Danny Silk hat ein Buch über christliche Kindererziehung geschrieben, die Bill Johnson im Vorwort als größtes Vorrecht ansieht, das das Leben zu bieten hat (:15). Das ist mal ein Statement.
Das Buch ist durch die Beispielgeschichten leicht zu lesen und echt hilfreich und lebenspraktisch. Es ist bei Amazon 16x rezensiert worden und hat 4,9 Sterne (Stand Juli 2015). Es kommt etwas „amerikanisch“ daher, aber wen das nicht stört, der wird echt inspiriert.

Man spürt Silk sein Anliegen im gesamten Buch ab. In der seiner Einführung preist er sein Buch für meinen Geschmack etwas übertrieben als die Lösung fast aller Erziehungsprobleme an. Nun gut.
In Kapitel 1 redet er über „Das Herz der Sache“. „Das Wichtigste im Reich Gottes sind Liebe und Beziehung; und wenn wir in unseren Familien eine Reich-Gottes-Kultur schaffen wollen, muss dies auch unsere Priorität sein“ (:29). Gehorchen und sich fügen, sind demnach nachrangige Dinge in der Erziehung. Silk berichtet von seiner persönlichen Familiensituation und seinem Glauben. Ihm ist es wichtig, dass sich der „neue Bund“, also das Reich Gottes im Leben der Eltern manifestiert (:39). Dazu gehört auch die Freiheit, falsche Entscheidungen treffen zu dürfen. „Gehorsam ist eine Wahl“ (:41). Fehler und Versagen der Kinder sind in der Erziehung nicht unsere Gegner. „Der wirkliche Gegner ist Unfreiheit, und wenn wir unseren Kindern nicht beibringen, wie man mit Freiheit umgeht und ganz praktisch in ihr lebt, werden sie nicht wissen, was sie mit ihrer Freiheit anfangen sollen“ (:45). Daher müssen wir eine liebevolle und nicht furchtvolle Erziehung anstreben. Die Kinder müssen lernen auf ihr Herz zu achten und dafür müssen Eltern sie auf ein Leben in Freiheit vorbereiten.
„Unsere Wahrheitsfilter wechseln“ ist die Überschrift von Kapitel 2. Hier müssen Eltern die übernommenen vermeintlichen Wahrheiten und Lügen ihrer Kindheit überdenken (z.B. Gewalt ist Macht, Zorn ist Macht, Herrschen, …). Eltern müssen in der Erziehung ihre Worte sorgfältig wählen, denn Worte haben Macht. Kinder müssen wissen, dass ihre Eltern an sie glauben.
Mit „Unseren Garten schützen“ ist Kapitel 3 überschrieben. Herzstück aller Beziehung ist die Liebe und die ist eine Entscheidung. Dazu gehört es, den Kids gesunde Grenzen zu setzen. „Grenzen drücken den Wert dessen aus, was innerhalb dieser Grenzen liegt“ (:82). Der Garten braucht einen Zaun und ein Tor. Gesundes Grenzen setzten erfordert Weisheit und Übung. Ohne den nötigen Respekt vor den Eltern vertrauen Kinder ihr Leben den Eltern auf Dauer nicht an. Es folgen ein paar wirklich gute praktische Tipps für die erzieherische Diskussion mit Kindern (Mentale Pausen, „O nein + kein Problem“-Antworten, Meinen was man sagt: Liebe & Logik-Geschichten).
Kapitel 4 ist mit „Entscheidungen“ überschrieben. Silk empfiehl den Kindern immer wieder Entscheidungsmöglichkeiten zu geben, denn das entspricht dem realen Leben. „Geben wir unseren Kindern Wahlmöglichkeiten, nehmen wir sie ernst, indem wir anerkennen, dass sie in ihrer Beziehung zu uns Macht brauchen“ (:106). Er nennt drei Richtlinien für Entscheidungen im normalen Erziehungsalltag: 1. Jede angebotene Option ist auch für die Eltern akzeptabel / 2. Das Kind muss die Entscheidung begreifen können / 3. Wir müssen die Aufgabe erklären – das macht er dann ganz praktisch am beliebten Thema „Zimmer aufräumen“ deutlich. Eltern müssen immer wieder Weckrufe tätigen und als Schiedsrichter auftreten. Dazu gehören Konsequenzen, die dem Kind deutlich machen, dass verantwortlich für Dinge ist. „Die Wahrheit ist, dass jeder von uns zu Hause, genau wie im richtigen Leben, Verantwortungsbereiche hat und dass es im ureigensten Interesse eines jeden liegt, wenn er seinen Beitrag zu Wohlergehen und Glück dieser kleinen Wirtschaftsgemeinde leistet“ (:117). In dieser Gemeinschaft entstehen Probleme. Aufgabe der Eltern ist es, die Probleme zuzuordnen. Ziel ist, dass das Kind lernt, mit seinen Problemen umzugehen. Weiter schreibt er über das Problem des Zorns und die Wichtigkeit der Empathie, wenn das Kind eine falsche Entscheidung trifft.
Dann geht es in Kapitel 5 um „Herzensverbindungen aufbauen und schützen“. Liebe und Freiheit ermöglichen eine Kultur der Ehre. Dazu gehört es, den Kindern die Chance zu geben, ihr Verhalten zu reflektieren: „Denk noch mal drüber nach“. Silk unterscheidet zwischen Disziplin und Strafe: „Der entscheidende Unterschied zwischen Disziplinieren und Bestrafen dürfte wohl im Zorn liegen“ (:144). Fragen sind für ihn ein Mittel der Lenkung, des Respekts und um in die Freiheit zu führen. Auch dem Jugendlichen hilft es, mit dem Herzen der Eltern verbunden zu sein, wenn er in vielen Dingen Entscheidungen treffen muss. Eltern müssen hier lernen loszulassen. Gerade christliche Eltern wünschen sich, dass ihr Kind Jesus nachfolgt. Aber diese Entscheidung muss das Kind ebenfalls selber treffen. Hier erzählt er ein Beispiel aus seiner eigenen Familie.
Abschließend macht er deutlich, dass Gott uns leitet, indem er uns wissen lässt, wie unsere Entscheidungen sich auf sein Herz auswirken (:161). Dies müssen Eltern auch ihren Kindern vermitteln. Das geht nur mit vorsätzlicher Liebe.

15.07._Silk_Erziehung mit Liebe und Vision

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Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Visionäre Führung – Chancen und Missbrauch / Eigenes Führungsverständnis

Visionäre FührungMein Aufbaustudium bei der Akademie christlicher Führungskräfte ist geschafft. Ich kann die AcF-Module nur empfehlen, vor allen Dingen, wenn man Jahr für Jahr im Beruf inspiriert werden will. Sie sind zeitlich individuell wählbar. Wenn man alle Arbeiten schreibt und die Literatur liest, kann man nach der Abschlussprüfung sogar eine Masterarbeit über die UNISA schreiben.

Hier veröffentliche ich nun meine Abschlussarbeit zum Thema: Visionäre Führung – Chancen und Missbrauch, in der ich zum Schluss auch kurz mein eigenes Führungsverständnis darlege. Viel Spaß. Ach ja, bestanden habe ich auch;-)

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Hier die Gliederung der Arbeit:

Einleitung

1. Beschreibung des visionären Führungsstiles

1.1. Die Kennzeichen visionärer Führung
1.2. Die Rolle und die Definition der Vision in der visionären Führung
1.3. Die Entwicklung und die Inhalte einer Vision in der visionären Führung
1.4. Die Rolle der visionären Führungsperson
1.5. Die Persönlichkeitseigenschaften einer visionären Führungsperson
1.6. Die Erlernbarkeit von visionärer Führung
1.7. Beispiele von aktuellen visionären Führungspersönlichkeiten
1.8. Das Konzept visionärer Führung in der Populärliteratur und auf populären Veranstaltungen

2. Visionäre Führung in der Konzeption von Böhlemann & Herbst

2.1. Das dreidimensionale Modell geistlicher Leitung bei Böhlemann & Herbst
2.2. Die Funktion der visionären Führung im Zusammenspiel mit den anderen Dimensionen
2.3. Kritische Würdigung der roten Dimension (visionäre Führung) aus theologischer Perspektive

3. Visionäre Führung in Beziehung zu dienender Führung im Sinne Greenleafs

3.1. Das Konzept dienender Führung von Robert K. Greenleaf
3.2. Ausgewählte Rezeptionen von Greenleaf im deutschsprachigem Raum
3.3. Visionäre Führung im Bezug zu dienender Führung

4. Visionäre Führung in Beziehung zum Führungsansatz „Die 3 Farben der Leiterschaft“

4.1. Das Leitungskonzept von Schwarz: Die 3 Farben der Leiterschaft
4.2. Visionärer Führungsansatz und Schwarz im Vergleich

5. Kritische Würdigung des visionären Führungsansatzes

5.1. Die Stärken und Chancen des visionären Ansatzes
5.2. Mögliche Gefahren und Schwächen des visionären Ansatzes
5.3. Eine sinnvolle Einordnung des Ansatzes

6. Skizzierung meines eigenen Führungsverständnisses

6.1. Meine Leitungsbiographie
6.2. Mein Persönlichkeitsprofil
6.3. Meine Theologie und Definition von Leitung
6.4. Mein präferierter Leitungsstil und die Rolle des visionären Stiles

7. Schlussgedanken

Literatur
Anhang 1: Rezension TRUE NORTH
Anhang 2: Tabellarische Einordnung und Zuordnung von Leitungsstilen auf verschiedenen Ebenen
Anhang 3: Exkurs: Die Macht des konsensorientierten Leiters (nach George 2007)

Abschlussarbeit AcF 2015_Claesberg_Visionaere Fuehrung-Chancen & Missbrauch_webversion

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BEFG Kirche/Gemeinde Leitung Rezensionen

Review: Partnerschaftlich. Dienend. Stark. Gemeinde leiten

Die AGB beschäftigt sich in 2015 mit dem Jahresthema „Gemeinde leiten“. Das finde ich sehr lobenswert. Dazu wurde ein Magazin mit dem Titel „Partnerschaftlich. Dienend. Stark. Gemeinde leiten“ herausgegeben. Es ist auch als Download erhältlich.
Positiv fällt mir auf, dass eine Bewegung versucht ihre Sicht zum Thema Leitung darzustellen. Abgesehen davon wird die Leitungssituation in den Gemeinden vor Ort sicher ganz unterschiedlich aussehen, weil jede Gemeinde innerhalb dieser Arbeitsgemeinschaft ja selbstständig ist.
Da ich zu einer Gemeinde dieser Bewegung gehöre und 12 Jahre – nicht nur, aber unter anderem – in den Jugendgruppen dieser Bewegung als Jumi unterwegs war, erlaube ich mir hier eine kritische Würdigung der Inhalte des Magazins (Jahresheft):

  • Was mir beim Titel des Magazins auffällt ist, dass das Wort „liebend“ fehlt. Ist denn nicht die Liebe die entscheidende Motivation für Leitungstätigkeit? Ich meine doch wohl. Leider wird die Liebe auch im Editorial (:3) nicht aufgegriffen. Bei der Definition der Gabe der Leitung (:4) fehlt die Liebe auch.
  • Ich empfinde die hier benutzte Definition von Leitung generell nicht so treffend. Die Gabe der Leitung wird als „außergewöhnlich“ bezeichnet. Ist denn nicht jede Geistesgabe außergewöhnlich? Außerdem soll die Gabe der Leitung „Ziele für die Zukunft“ setzen. Das ist natürlich eine wichtige Aufgabe von Leitern. Aber was ist denn mit der Gegenwart? Leitung findet doch vor allen Dingen im Hier und Jetzt statt. Die Geleiteten sollen „freiwillig und harmonisch“ zusammenarbeiten. Auch hier bin ich mir unsicher, ob das ein Ziel von Leitung sein muss. Natürlich hat ein Leiter daran Interesse, dass sein Team harmonisch und freiwillig arbeitet, aber Harmonie ist nicht immer das erste Ziel von Leitung.
  • Auf Seite 6 und 7 wird im einen Artikel der sogenannte 5-fache Dienst beleuchtet und mit der Arbeit auf einem Rettungsschiff verglichen. Es handelt sich lt. Autor um ein „Gedankenexperiment“. Auf dieses Experiment kann ich mich sehr schwer einlassen. Zum einen wird – wie oft beim fünffachen Dienst – die Gabe des Steuern (Kybernesis) und des Vorstehens viel zu wenig berücksichtigt, weil man zu einseitig versucht von Eph 4,11f her ein komplettes Leitungsmodell zu entwerfen. Immerhin wird vom Autor die wichtige und oft vernachlässigte Gabe der Kybernesis (Steuerung) aufgegriffen. Nur wie kommt er dazu, diese Gabe dem Lehrer zuzuordnen (:7)? Das scheint mir willkürlich. Natürlich kann ein Lehrer auch die Gabe der Kybernesis haben, aber das kann jedes der fünf beschriebenen Ämter. Dies erwähnt der Autor zum Glück im vorangestellten Artikel. Die Gabe des Vorstehens wird in dem Artikel gar nicht namentlich berücksichtigt. Der Hirte wird als Kapitän des Schiffes bezeichnet. Mit welchem Recht? Hier werden Ämter, Aufgaben und Begabungen aus meiner Sicht zu sehr vermischt.
  • Sehr positiv ist mir der Artikel ab Seite 10f „Das Vorbild – Leitung im Alten und Neuen Testament“ aufgefallen. Erst hier kommt dann endlich die Liebe unter 7.2 (:13) ins Spiel.
  • Der Artikel „Wie man Gemeinden führen kann“ (:14f) sticht ebenso positiv hervor, vor allen Dingen, weil hier das Thema Macht sachlich erörtert wird.
  • Ebenso sehr lesenswert ist der Artikel „Der Leiter vor Gott“, worin es um das Thema Selbstleitung geht.
  • Im Artikel ab Seite 24, wo es um das „Bruderschaftliche Prinzip“ geht, wird immerhin – zwar erst in der Mitte des Artikels – auf die wichtige Tatsache hingewiesen, dass die von Anfang an „Offenen Brüdergemeinden“ andere Ansichten zum Thema „Ältestendienst“ hatten, als die ehemals geschlossenen Gemeinden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Artikel nicht so stark aus der „Freien“ Sicht geschrieben wird, sondern gerade die Ansichten von Müller und Kammer mehr berücksichtigt.
  • Der Artikel „Kleine Gemeinde – große Gemeinde“ (:28) geht auf das wichtige Thema der Größe einer Gemeinde in Bezug auf die Leitung ein. Sehr gut, dass dieser Aspekt aufgegriffen wird.
  • Ab Seite 30 wird im Artikel auf die Rolle des hauptberuflichen Mitarbeiters eingegangen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass in der Rollenbeschreibung deutlich betont wird, dass der HM in erster Linie seiner Begabung gemäß eingesetzt wird. Stattdessen wird betont, dass er nicht dominant sein soll oder sich als wichtigste Person sehen soll. Das soll doch wohl kein Ältester oder Leiter!
  • Es wird noch in weiteren Artikel auf das visionäre Leiten eingegangen und auf das Leiten durch Verkündigung. Es gibt auch noch einige weitere Artikel, z.B. über den generellen Dienst von Ältesten in der Gemeinde.

Fazit: Das Heft ist ein Beitrag zum Thema Leitung. Beiträge zum Thema Leitung sind immer gut. Das Heft hat einige sehr starke Artikel. Gerade aber bei einigen Knackpunkt-Themen zum Thema Leitung in den Gemeinden dieser Bewegung vor Ort, die ich aus meiner subjektiven Erfahrung wahrnehme und erlebe, hätte ich mir stärker differenziertere Artikel gewünscht. Und die Liebe eines Leiters zu den Geleiteten hätte stärker betont werden müssen.

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Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: 10 Ziele der Jugendarbeit

10 Ziele der JugendarbeitPlatte, Daniel / Last, Oliver (Hg.), Zehn Ziele der Jugendarbeit – Das Beste, was du einem Jugendlichen schenken kannst, ist eine lebendige christliche Jugendgruppe, Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft 2014
4,5 von 5 Punkten  / 250 Seiten / 13,90 €

Ein Buch aus Deutschland zur christlichen Jugendarbeit. Sehr gut! Die Herausgeber nennen 10 Ziele, die jede gute christliche Jugendarbeit anpeilen sollte:
1. Gute Gemeinschaft erleben
2. Zur Mitarbeit motivieren
3. Inspirierende Gruppenstunden gestalten
4. Gottes Wort weitergeben
5. Anliegen für Evangelisation wecken
6. Das Herz für Jesus gewinnen
7. Geistliche Interessierte fördern
8. Gemeinsam Gemeinde leben
9. Mit Leidenschaft mitarbeiten
10. Zielorientiert leiten
Das alles sollen Jugendliche in der christlichen Jugendgruppe einer Ortsgemeinde finden. Dabei verzichten die Autoren auf eine Rangfolge

Die 10 Ziele werden ordentlich begründet und illustriert. Am Anfang eines Kapitels werden drei Fragen kurz beantwortet: Warum ist uns dieses Ziel wichtig? Was passiert, wenn ihr dieses Ziel vernachlässigt? Was ist deine Verantwortung als Leiter? Sehr unterschiedliche Autoren geben dann jeweils zu den einzelnen Zielen ihre Tipps und Erfahrungen weiter. Nach jedem Kapitel runden ein Fragebogen und ein Aktionsbogen die Ausführungen ab, um in die Praxis zu führen. Immer wieder sind kleine Selbsttests und Checklisten integriert. Vor allen Dingen die vielen praktischen Tipps machen das Buch zu einer Fundgrube. Die beiden Herausgeber kommentieren ab und zu die Beiträge und bekräftigen so Inhalte.
Besonders gefallen mir die praktischen Tipps zu Ziel 4 (Gottes Wort weitergeben), die Ausführungen zu Ziel 6 (Das Herz für Jesus gewinnen) und der Beitrag von Dominik Klenk (Mitarbeit auf Dauer), ebenfalls in Kapitel 9. Auch von mir ist ein Beitrag vorhanden (Mitarbeiter gewinnen nach dem P.R.O.C.E.S.S.-Prinzip (Kapitel 9 201-207).

Anfragen kamen mir beim Lesen auch: Warum werden die Zeichengaben ab 210f nur erwähnt und nicht erklärt? Warum wurde dieses Feuer-Cover gewählt, wo es doch nicht um Outdoor-Jugendarbeit geht? Generell stellt sich die Frage, wie viel von den Tipps ehrenamtlich umgesetzt werden können. Der Anspruch der Autoren ist es, das Buch für „normale“ Gruppen in einer Größe mit 10-30 Jugendlichen geschrieben zu haben. Viele davon werden sicher nicht hauptberuflich geleitet. Aber zur Inspiration und Teilumsetzung regt es allemal an.

Insgesamt ein sehr gelungenes Buch über christlich-evangelikale Jugendarbeit. Ergänzendes Material gibt es auch auf www.10.ziele.de. Ca. 30 YouTube-Videos, weitere Tipps (u.a. Rechtskunde) und ein Jugendgruppencheck. Die Homepage ist wirklich gut und verbunden mit den anderen Angeboten der Christlichen Jugendpflege e.V.

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Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: True North – Discover your Authentic Leadership

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Rezension TRUE NORTH
George, Bill (with Peter Sims), 2007. TRUE NORTH – Discover your Authentic Leadership, San Francisco: Jossey-Bass

Der US-Amerikaner Bill George (mit Peter Sims) hat ein sehr inspirierendes Buch über authentische Leiterschaft geschrieben, was ich neulich von einem Freund geschenkt bekommen habe. Es ist zurzeit nur in englischer Sprache erhältlich. In diesem Jahr soll noch ein Update des Buches erscheinen.

In einer Interview-Studie, mit 125 Leitern (zwischen 20-80 Jahren) von (hauptsächlich amerikanischen) Firmen und Organisationen, stellen George und Sims fest (vgl.:xxvii): „Leaders are highly complex human beings, people who have distinctive qualities that cannot be sufficiently described by lists or traits or characteristics. Leaders are defined by their unique life stories and the way they frame their stories to discover their passions and the purpose of their leadership” (:xxvii – Hervorhebungen im Original).
Bill George stellt dann die These auf, dass jeder Leiter einen individuellen inneren Kompass hat, der ihm die richtige Art des Leitens zeigt. Dieser innere Kompass leitet Leiter gemäß ihrem wahren Norden.  Er nennt dieses Phänomen „True North“ und bedient sich damit eines Begriffes aus der Geophysik.
Leiter haben nach George eine innere Absicht zu leiten. Diese innere Absicht ist ihre Leitungsrichtung, ihr wahrer Norden. Er ergibt sich durch unsere Biographie und den Einflüssen, die auf sie entstehen lassen. „True North is the internal compass that guides you successfully through life. It represents who you are as a human being at your deepest level. It is your orienting point – your fixed point in a spinning world – that helps you stay on track as a leader. Your True North is based on what is most important to you, your most cherished values, your passions and motivations, the sources of satisfaction in your life” (:xxiii). Dieser innere wahre Nordpol leitet den Leiter also automatisch. Es ist seine Intuition.
True North kann und muss jetzt aber klarer entdeckt werden. Dies ist eine lebenslange Aufgabe: „Discovering your True North takes a lifetime of commitment and learning. Each day, as you are tested in the world, you learn to look at yourself in the mirror and respect the person you see and the life you have chosen to lead” (:xxiii). Die persönliche Lebensgeschichte  ist entscheidend für das eigene Führungsverhallten. „Your Life Story Defines Your Leadership“ (:8). „Reflection on your life story and your experiences can help you understand them at a deeper level – and so you can reframe your life story in an more coherent way as your future direction becomes congruent with the knowledge of who you are and the kind of person you want to become“ (:78).
George beschreibt drei Phasen eines Leiterlebens: 1. Preparing for Leadership / 2. Leading / 3. Giving Back (vgl.:16f). Der ersten 30 Lebensjahre sieht er als Phase der Vorbereitung für das Leiten (Charakterbildung, Reibung und Formung). Die Jahre 31-60 kennzeichnen eine Phase des Leitens, in der es aber auch in der Regel zur Krise kommt. Diese Krise dient der Tranformation vom „Ich“ zum „Wir“ (vgl.:44f). In der Krise betont er die Wichtigkeit einer Transformation des eigenen „Ichs“ zum „Wir“ (vgl.:43f). „The role of leaders is not to get other people to follow them but empower others to lead“ (:36). “To become authentic leaders, we must discard the myth that leadership means having legions of supporters following our direction as we ascend to the pinnacles of power. Only then can we realize that authentic leadership is about empowering others on their journeys. This is the transformation from “I” to “We”. It is the most important process leaders go through in becoming authentic.” Mit 60 sieht er die Spitze der Leiterschaft erreicht. Die dritte Phase sieht er zwischen 61-90 und er bezeichnet sie als Phase der Weisheit und des „Zurückgebens“ (vgl.:24f). Die Altersangaben sind dabei natürlich als variabel und fließend zu verstehen.
Leider besteht die Gefahr im Leben, den guten Weg aus den Augen zu verlieren, z.B. durch Realitätsverlust, Angst vor Fehlern, Gier nach Erfolg oder Einsamkeit (vgl.:27f). Er nennt fünf Typen, die den Weg verloren haben: Imposters (Blender), Rationalizers, Glory Seekers, Loners und Shooting Stars.
Deshalb ist ein guter Kompass umso wichtiger: „Because there is no map or direct path between where you are now and where you will go on your leadership journey, you need a compass to keep you focused on your True North and get back on track when you are pulled off by external forces or are at risk of being derailed“ (:65). „When you get too far off course, your internal compass tells you that something is wrong and you need to reorient yourself” (:xxiv). Es geht darum ein authentischer Leiter zu sein. Dafür muss man seinen Kompass also kalibrieren. „The compass is a dynamic tool that you can update and calibrate after every experience to ensure that each step you take on your leadership journey is consistent with how you want to lead your life“ (:65). Für die Kalibrierung des Kompasses sieht er fünf Stellschrauben (vgl.:66):
* Self-Awareness:  What is my story? What are my strengths and developmental needs?
* Values: What are my most deeply held values? What principles guide my leadership?
* Motivations: What motivates me? How do I balance external and internal motivations?
* Support Team: Who are the people I can count on to guide and support me along the way?
* Integrated Life: How can I integrate all aspects of my life and find fulfillment?
Im Laufe des Buches wird jeder Punkt einzeln entfaltet. Das ist sehr inspirierend. Gegen Ende führt er aus, dass Leidenschaft zum Leiten und die Absicht zum Leiten, wozu eine klares Ziel von Leitung gehört, entscheidende Faktoren sind (vgl.:153f).  Dabei geht es auch darum andere Menschen freizusetzen (vgl.:169f).
Schließlich gibt er Tipps, wie man seine Leiterschaft optimieren kann (:186f). Hier führt er sechs verschiedene Leitungsstile auf. Sie zu kennen ist wichtig, soll aber auf der Grundlage des gut kalibrierten Kompasses geschehen (vgl:186f). „The topic of style has been saved for last because the style of an effective leader must come from an authentic place. That will only happen when you have a high level of self-awareness, are clear about your values, and understand your leadership purpose. Without this clarity, your style will be shaped by the expectations of your organization or the outside world and will not be seen as authentic. Nor will it be empowering to people. Using your power is directly linked to your style, as you convey power through style” (:186). Hier die Stile:
1.    Directive Leaders – erwarten Einhaltung und Gehorsam von Regeln
2.    Engaged Leaders – mobilisieren Menschen um geteilte Ziele und Werte herum
3.    Coaching Leaders – fördern Menschen, um zu leiten
4.    Consensus Leaders – erreichen Einverständnis durch Partizipation
5.    Affiliative (einfühlend, empathisch) Leaders – schaffen emotionale Verbindungen und Harmonie
6.    Expert Leaders – Erwarten Kompetenz und Selbstführung
“The most common style to emerge in recent years is the engaged style. Engaged leaders … are actively involved with people at all levels of the organization – questioning them, listening to them, motivating them, and encouraging them to perform at a higher level – but always within the shared purpose and values of the organization” (:192).
“Authentic leaders use directive or expert styles when needed to get things done, but their primary leadership styles are engaged, coaching, consensus, and affiliative” (:192).
Ein guter Leiter setzt Leitungsstile flexibel ein, hat aber auch einen bevorzugten Leitungsstil. Er muss zum Kontext passen und sich ggf. ändern, wenn der Kontext sich ändert (vgl.:196f). Der Style hängt auch immer von der Situation und den Möglichkeiten der einzelnen Teamer ab. „In leading, you must always understand the situation in which you are operating, as well as the performance imperative… Once you understand the context, however, you can adjust your communication and leadership styles to get results” (:196).
Schließlich stellt sich die Frage, was von Leitung bleibt (vgl.:202f). Hier führt er nicht Titel oder Geld an, sondern die persönlichen Erinnerungen. Leitung soll einen Unterschied in der Welt gemacht haben, gerade dadurch, dass man andere Menschen freigesetzt hat und ein Erbe schafft für die, die nach einem kommen.

Zum Buch gehört ein umfangreicher 22-seitiger  Anhang (Appendix), mit Aufgaben und Fragen zur eigenen Entwicklung und Entdeckung des „True North“. Diesen Anhang lohnt es sich intensiv durchzuarbeiten.

Exkurs: Die Macht des konsensorientierten Leiters (nach George 2007)
Jeder Leitungsstil bringt Macht mit sich, die von authentischen Leitern weise eingesetzt werden muss:
“Your style and your use of power are inextricably linked. Your style conveys your sense of power, just as the way your use of power is reflected in you leadership style” (:194).
„The irony is that the more power one accumulates, the less is should be used. Viewed another way, by exerting your power, you are taking away the power of others. Authentic leaders understand they need power to get things done, but they learn to use it in subtle ways. They prefer to persuade others to adopt their point of view or to build a consensus rather than forcing subordinates to go along with them. In so doing, they win the trust, loyalty, and support of their teammates. That in turn leads to better decisions and a higher level of commitment to shared goals” (:194).
* Engagierte Leiter nutzen ihre Macht durch Überzeugung und Vermittlung. Sie setzen die Menschen ihres Teams frei. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.
* Coachende Leiter nutzen ihre Macht durch Beratung und intensive Begleitung. Sie sind empfänglich für die Bedürfnisse der Menschen im Team. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.
* Konsensorientierte Leiter nutzen ihre Macht in dem sie Einverständnisse gewinnen. Sie tun dies mit den Menschen ihres Teams, die sie gleichwertig behandeln. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit.
Die Macht des Consensus-Leader begründet sich in seiner Fähigkeit Konsens herzustellen und gibt ihm enormen Einfluss:
So schreibt George über den Leiter John Whitehead: „It is especially noteworthy that in all these situations, he continued to use his consensus style and to use his power modestly. Yet Whitehead never hesitated to exert his influence over decisions, employing his persuasive powers and tenacity to win people over to his point of view” (:189).
„Consensus leaders use power in subtle ways to reach agreement without hurting feelings or isolating people with different points of view. They are masters at working behind the scenes to develop long-term, interdependent relationships to bring people together around common goals. Consensus building works less well when time is short” (:195).
Gegebenenfalls muss der Leiter die gegen ihn eingesetzte Macht richtig kanalisieren:
“When they do not use their power, leaders find themselves at risk of being dominated by powerful people. Yet they have more power than they realize, if only they assert themselves” (:193). Macht muss man im Einsatz um eine gute Sache geltend machen. Man darf sie nicht weggeben.

15.05._George_True North_Authentic Leadership