Kategorien
Glaube/Nachfolge Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung

Gabencoaching für ehrenamtliche Mitarbeiter in der Ortsgemeinde

ICON16-17, GabencoachingWir haben uns als Gemeinde gefragt, wie ein mögliches einfaches und effektives Coaching von ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern aussehen kann. Aus dieser Idee ist das sogenannte „Gabencoaching“ in unserer Gemeinde entstanden. Es handelt sich um ein Jahresprogramm mit Auftakt- und Abschlusstreffen und 5-10 1:1-Coachinggesprächen in einem Gabenbereich.

  • Funktioniert das? Ja, wir starten mittlerweile den 3. Jahrgang?
  • Nehmen da viele dran teil? Was sind viele? Das kommt sicher auf die Gemeindegröße an. Wir haben aber nicht die Massen an Teilnehmer erwartet. Nach meinen Erfahrungen und Vergleichen mit anderen Programmen machen innerhalb einer Ortsgemeinde ca. 2,5-5 % der Mitglieder bei so einem Programm mit. Das wären bei 100 Mitgliedern, also 2-3 Teilnehmer.
  • Ziehen alle Teilnehmer bis zum Schluss durch? Nein, aber die deutliche Mehrheit. Coaching ist individuell und es können immer Umstände dazwischen kommen, die eine Fortführung nicht möglich machen oder der Aufwand wurde überschätzt. Man darf jederzeit aussteigen.
  • Ist das Programm kostenlos? Nein. Der Teilnahmebeitrag ist gering, drückt aber auch Verbindlichkeit aus.

Mehr Infos in unserer pdf-Mappe: Gabencoaching_Infomappe_gross_16-17

Kategorien
Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: Auf die Knie, fertig, los! – die andere Art zu leiten

cottrellCottrell, Stephen 2010, Auf die Knie, fertig, los! Die andere Art zu leiten, Neukirchen-Vluyn: Aussaat Verlag
96 Seiten / 4,5 von 5 Punkten  / 96 Seiten / 8,90€

Stephen Cottrell, Bischof der Anglikanischen Kirchen von England, schreibt ein kleines, kompaktes und sehr anregendes Buch zum Thema Leitung.

Sein Buch ist in 10 Kapiteln unterteilt. Im ersten Kapitel „Gegen den Strom schwimmen“ fordert er dazu auf, Kraft aus der Stille zu suchen. Die Fähigkeit zu entscheiden und richtig zu handeln kommt aus der Stille (vgl.:14). Leiter müssen auf Jesus hören, indem sie die Stille suchen. Dafür braucht es „Mut zur Stille“, wie er in Kapitel 2 ausführt. Das Ziel von Leitung ist es, anderen zu helfen: „Sie sind hier, um anderen zu helfen, ihr Bestes zu geben und ihr volles Potential auszuschöpfen, und um dem Zweck und Ziel Ihrer Organisation, welcher Art auch immer, näherzukommen“ (:26). „Erfolg ist dabei nicht das Ziel“ (:27), denn wir wissen nicht immer genau, was Erfolg ist und auch Misserfolge können lehrreich sein. Es geht für ihn nicht darum, nach außen hin „wichtig“ zu wirken, sondern die Vision zu leben (vgl.:31). Dafür muss ein Leiter immer wieder die Ruhe suchen, um so ein „Ruhepol im Strudel der Ereignisse“ zu sein (vgl.:32). Im 3. Kapitel „Wer rastet, der rostet“, macht er deutlich, dass zum Rasten Disziplin gehört und Rost sich dadurch nicht ansetzt. Der Leiter ist nicht Nabel der Welt und auch Wohl und Wehe hängen nicht allein von ihm ab (vgl.:35). Er schlägt daher das tägliche Gebet vor (mit Dank für scheinbar „schwierige Personen“) und einen Stille-Tag im Monat, um vor Gott zu reflektieren (Kontemplation). Dort legen Leiter das „Fundament aus Raum und Zeit“ (vgl.:40).
„Das Offensichtliche aussprechen“ ist das Thema des 4. Kapitels. „Die Aufgabe des Leiters ist es, Wege zu finden, um das Offensichtliche auszusprechen. Er hat den Auftrag, die Vision zu artikulieren und die Gemeinde oder Organisation, die er leitet, immerfort an ihre grundlegenden Werte und ihren Daseinszweck zu erinnern“ (:43). Sagen reicht dabei nicht immer – oft sind auch prophetische Handlungen der Tat nötig. Der Leiter muss den Blick von den Bäumen zum Wald wenden. Dafür muss er beim Ziel anfangen, also von der Zukunft her denken, um so den Weg bestimmen zu können (vgl.:49). Er verkörpert dabei die Vision. „Jedes Mal, wenn der Leiter spricht, wird den Menschen der Daseinszweck der Organisation wieder gegenwärtig“ (:49). Oft muss der Leiter nur an die vorhandene, verschüttete Vision erinnern und die Umsetzung fördern. Dabei gibt es mehrere Handlungsoptionen. Der Leiter muss dafür sorgen, dass „ein“ Weg eingeschlagen wird, weil man nicht alle gehen kann. Die Vision muss mit allen erarbeitet werden (vgl.:52). „Zu viele Köche verderben den Brei“, ist die Überschrift von Kapitel 5. Cottrell entlarvt scheinbar gerne allgemein bekannte Sprichwörter. Er kontert: „Die erste Faustregel lautet: Wenn Sie wollen, dass Menschen ihre Vision teilen, dann erlauben Sie ihnen, sie mitzugestalten. Es ist Ihre Aufgabe als Leiter die Vision zu artikulieren, aber Sie müssen sie nicht immer auch selbst erträumen“ (:55), weil sie nämlich oft schon latent vorhanden ist. Daher geschieht die Erarbeitung gemeinsam mit anderen. Die Leiter sind am besten, die genug Selbstsicherheit und Ruhe besitzen, um der Visionsdebatte Raum zu geben. „Wenn man bei der Findung von Vision und Umsetzung den Erkenntnissen und Meinungen anderer Raum gibt, dauert es vielleicht länger, bis eine Einigung zustande kommt. Aber wenn dann schließlich etwas beschlossen wird, wird das Engagement dafür viel größer sein“ (:56). Das Risiko, dass der Brei verdorben wird, ist da, aber der Glaube daran, dass jedes Mitglied der Organisation Begabungen und Leitungstätigkeiten hat und einbringen wird, ist der Gewinn. Organisationen brauchen Leiter, die Pfadfinder für die Organisation sind. Die Leiter müssen von den Mitgliedern geachtet werden, auch wenn sie beim Leiten Fehler machen. Ihr Ziel muss es sein, die Leiter zu leiten.
Kapitel 6 lautet: „Kümmere dich nicht um ungelegte Eier“. Manchmal ist die Vision nicht groß genug. Cottrell rät groß zu träumen. „Die Leiter sind die Hüter der Vision. Sie sind oft, aber nicht immer auch deren Urheber, und sie haben die Aufgabe, den Blick der Menschen in die Ferne zu richten und ihre Erwartungen zu steigern“ (:66). „Die Leitung einer Organisation jeder Art gleicht heute eher dem Steuern eines Schiffs bei unruhiger See als dem Lenken eines Wagens auf der Autobahn … Wegen den sich ständig ändernden Winden und Strömungen muss man immer wieder kleine Richtungsänderungen vornehmen, damit man nicht vom Kurs abkommt“ (:66f).
„Das Rad neu erfinden“, dafür plädiert Cottrell in 9 von 10 Fällen. Ein eigenes Rad passt besser zur eigenen Situation, fördert Kreativität und stärkt das Engagement der Mitarbeiter. „Das Neuerfinden von Rädern fördert also die Moral und Leistung, dauert aber länger“ (:77).
In Kapitel 8 lautet Cottrells Rat: „Das Dicke Fell abstreifen“. Ein guter Leiter ist mit den Zielen und Werten seiner Organisation so verkörpert, dass er auch die damit verbundenen Schmerzen mehr fühlt, als jeder andere. Trotzdem ist ein Leiter nicht das, was er arbeitet. „Auch wenn wir unseren Beruf als Berufung ansehen, müssen wir zwischen uns als Person und unserer Rolle im Arbeitsleben unterscheiden“ (:82). In der Rolle als Leiter kann man entscheiden anders aufzutreten als man es in der Familie tun würde („hier muss der Bischoff von Reading ran“). Es gilt, in Rollen zu denken. In der Leitungsrolle leite ich meine Organisation mit Herz. Dazu gehört auch die Verletzungsgefahr, die Teil jeder Leitungsaufgabe ist. Gute Leiter erhalten sich ein fleischernes Herz. „Sie wissen, dass das Wichtigste die Vision ist. Deshalb vertrauen sie anderen Menschen, suchen nicht ihren eigenen Vorteil und lassen sich regelmäßig von ihrer Vision neu begeistern. Sie öffnen sich ihr und machen sich verletzlich. Sie lassen sich von ihr ermutigen und zurechtweisen“ (:87f). Es gilt in einer Organisation richtig mit den Beziehungen umzugehen. „Ein Unternehmen ist erfolgreicher, wenn die Gefühle der Beteiligten echte Beachtung finden und angemessen mit ihnen umgegangen wird. Und auch sie als Leiter werden viel weniger unter Druck stehen“ (:87). Ein bewusst bewahrtes, dünnes Fell ist ein Zeichen von emotionaler Intelligenz. Cottrell fasst dann seine Ausführungen über den für ihn idealen Leiter zusammen (:88f). Jesus ist als dienender Leiter das Vorbild.
Es folgt „Ein letzter Gedanke“ in Kapitel 9. Wenn etwas wert ist gemacht zu werden, dann sollte man es auch machen, auch wenn es schlecht wird (Chesterton). Erfolg darf nicht zum Gott werden. Nach Misserfolgen muss weiter gemacht werden. Die Vision ist es wert. Er verweist dann noch auf das Gleichnis von den Bäumen, in Richter 9,8-15. Dann bietet er in Kapitel 10 „Das ganze Buch, kurz zusammengefasst“. Hier stechen zwei Aussagen über Leiter für mich noch mal heraus: „Sie schaffen Übereinstimmung, aber sie haben keine Angst, wenn nötig, Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die immer die Vision und die vereinbarten Werte widerspiegeln. … Gute Leiter schaffen effektive Teams. Die besten Leiter machen sich selbst überflüssig“ (:95f).

Fazit: Ein sehr kompaktes, leicht zu lesendes und anregendes Buch über Leiterschaft. Es stammt aus dem europäisch-anglikanischen Kontext und berücksichtigt den Wunsch unsere Kultur nach einer gemeinsam erarbeiteten Vision und dem eher demokratischen Leitungsstil. Gleichzeitig macht er deutlich, dass der Leiter die Organisation führen muss. Das gefällt mir sehr gut.

15.12._Cottrell_Auf die Knie,fertig,los – die andere Art zu leiten

Kategorien
Leitung Mitarbeiterführung Rezensionen

Rezension: Der Minutenmanager und der Klammeraffe

blanchard_minuten+affenBlanchard, K. / Oncken, W. Jr. / Burrows, Hal, 14. Auflage 2015, Der Minutenmanager und der Klammer-Affe, Reinbeck: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 7,99 €, 120 Seiten
Unterhaltsam – lehrreich – witzig – affig.

Das Wichtigste in diesem Buch ist der „Affenvergleich“. Um diesen zu erzählen, bauen die Autoren die Rahmenhandlung. Es geht um einen völlig überarbeiteten Manager, der sehr viel vom Minutenmanager lernt.

„Ein Affe ist der nächste Schritt (:24).“ „Jeder Affe hält zwei Menschen in Atem: einen, der ihn bearbeitet, und einen, der auf ihn aufpaßt (:27).“ „Je mehr man sich die Affen seiner Leute vom Leibe hält, desto mehr Zeit kann man seinen Mitarbeitern widmen (:49).“

Deshalb braucht es das Affen-Management: Chef und Mitarbeiter müssen so lange miteinander spreche, bis jeder Affe seine Grundausstattung hat (vgl.:53f):

  • Regel 1 – Eine Definition: Die nächsten Schritte werden festgelegt – der Mitarbeiter ist zuständig – seine Aktivität steht im Mittelpunkt – die Motivation wird gestärkt
  • Regel 2 – Einen Besitzer: Der Affe wird einem Mitarbeiter zugeteilt – „Alle Affen gehören auf die unterste Organisationsebene, auf der ihr Wohlergehen garantiert ist (:61).“ Paradoxon: Mitarbeiter scheinen zunächst die Lust zu verlieren, wenn man von ihnen Höchstleistungen erwartet. Aber klar ist auch, dass Mitarbeiter die Leiter respektieren, die das Beste aus ihnen herausholen wollen und sie fördern (vgl.:63f). „Man kann Menschen nur dadurch zur Verantwortlichkeit erziehen, daß man ihnen Verantwortung überträgt (:66).“
  • Regel 3 – Versicherungspolicen: Das Risiko wird abgedeckt – Mitarbeiter brauchen Handlungsfreiheit bei der Bearbeitung ihrer Affen (vgl.:70f). Es gibt zwei Policen: 1. Vorschlagen und dann handeln – damit der Mitarbeiter keinen schwerwiegenden Fehler macht / 2. Handeln und dann informieren – für sichere Mitarbeiter. Beide Seiten können sich über die Policen abstimmen. Letztlich ist der Leiter der Entscheider. „Soviel Freiraum wie möglich und soviel Kontrolle wie nötig (:74).“ Ermutigen zu Police 2 – Verlangen von Police 1.
  • Regel 4 – Futter und Untersuchungstermine: Zeit und Ort für eine Nachuntersuchung werden bestimmt (:53). Der Erfolg des Unternehmens ist von vielen kleinen richtigen Schritten (Affen) abhängig und muss daher regelmäßig kontrolliert werden. Daher empfiehlt es sich immer eine Kontrolluntersuchung auszumachen.

Wichtig ist, dass nur Affen behütet werden, die auch eine Lebensberechtigung haben. „Affen sind nicht Projekte oder Probleme, sondern immer das, was bei einem Projekt oder einem Problem als nächster Schritt getan werden muss (:55)“.

Beim Delegieren geht es dann um die Verantwortung für eine Affenhorde (Projekt) und nicht nur um einen einzelnen Affen (Schritt). Um Horden abzugeben, braucht es Coaching. „Sinn des Coachings ist es, in die Ausgangsstellung für das Delegieren zu kommen (:91).“ Delegieren kann man erste, wenn eigene Bedenken überwunden sind, wenn meine Mitarbeiter wissen, was sie zu tun haben, sie die nötigen Ressourcen haben, die Kosten und der Zeitrahmen auch angemessen eingehalten werden können. Je engagierter die Mitarbeiter, desto leichter kann ich delegieren.

Weiter spricht Blanchard von drei Zeiten, die ein Manager hat: chefbestimmte Zeit (was der Leiter von mir fordert), systembestimmte Zeit (Dinge, die das System mit sich bringen), selbstbestimmte Zeit (wichtigste Zeit, in der man sich entfalten kann – aber auch hier muss man aufpassen, dass sie nicht von den untergebenen Mitarbeitern besetzt wird, also „mitarbeiterbestimmt“ wird, sondern dass es genug frei verfügbare Zeit gibt, um langfristig zu planen).

Noch ein gutes Zitat: „Wenn Sie und Ihr Chef immer einer Meinung sind, ist einer von Ihnen überflüssig (:101).“

Fazit-Zitat: „Meinen Erfolg messe ich heute daran, wieviel meine Mitarbeiter tun, nicht, wieviel ich selbst erledige. Glücklicherweise beurteilt meine Vorgesetzte mich nach demselben Grundsatz.“ (:113)

Ein sehr erhellendes und lustiges Buch für Leiter, die mit Mitarbeitern zusammenarbeiten und diese fördern wollen und durch die Förderung von möglichst vielen Mitarbeitern die Organisation entwickeln möchten.

15.12._Blanchard u.A._Der Minutenmanager und der Klammeraffe

Kategorien
Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung

Erfolg – Einige Gedanken und Überlegungen

Glory to GodIn den letzten Monaten habe ich intensiv über das Wort „Erfolg“ nachgedacht. Was bedeutet es erfolgreich zu sein? Was bedeutet es für eine Gemeinde/Kirche erfolgreich zu sein? Was bedeutet es für einen Leiter erfolgreich zu sein?

Dazu habe ich hier einige Gedanken zusammengestellt:
1. Erfolg – Auf Gott kommt es an
2. Erfolg – Wenn Jesus dein Mentor wäre…
3. Erfolg – Einige Gedanken aus Büchern über Mitarbeiter, Zahlen, Vision und Definitionen
4. Erfolg – Zitate aus dem Kicker-Sonderheft zur Saison 2015/2016
5. Erfolg – Fazit

1. Erfolg – Auf Gott kommt es an
Ich habe an Silvester 2015 im Jahresabschlussgottesdienst meiner Gemeinde einige Gedanken dazu mit auf den Weg gegeben. Das Andachtsskript gibt es hier: Erfolg_Auf Gott kommt es an – Andacht 31.12.2015_web

2. Erfolg – Wenn Jesus dein Mentor wäre…
Ich habe über Twitter folgenden Link entdeckt: Pastor, If Jesus were your mentor…

3. Erfolg – Einige Gedanken aus Büchern über Mitarbeiter, Zahlen, Vision und Definitionen

Zitat aus Blanchard: „Meinen Erfolg messe ich heute daran, wieviel meine Mitarbeiter tun, nicht, wieviel ich selbst erledige. Glücklicherweise beurteilt meine Vorgesetzte mich nach demselben Grundsatz.“ (:113)

George nennt einen Grundsatz für Organisationen/Organisationsentwicklung: „It’s better before bigger. If we don’t get better, we haven’t earned the right to get bigger.” (Zitat in George: 2007, von Rogers:146)
George rät als säkularer Schreibern Leitern dringend dazu Erfolg für sich persönlich zu definieren, weil es ansonsten andere tun (vgl. George:147f).

Ausführungen von Fields: „Kommuniziere gesunde Entwicklung statt zahlenmäßiges Wachstum. Steigere nicht den Zahlenappetit anderen Leute, indem du ständig über Zahlen redest: „Wir hatten gestern Abend 100 Jugendlich hier“. Wähle lieber Ausdrücke, die eine gesunde Entwicklung deutlich machen: „Es ist ermutigen zu sehen, wie viele Jugendliche ihre Freunde zum Gottesdienst einladen“. Erzähl von Menschen, die verändert wurden, davon, was Gott im Leben einzelner tut. Kommuniziere aber auch fortschrittliches Denken, in dem du Worte wie „erreichen“, „aufbauen“, „steigern“ oder „Vision“ nutzt. Zeige Mitarbeitern, wie eine ganzheitliche Entwicklung aussehen könnte. Je mehr Menschen geistliche Gesundheit anstreben, desto besser. Widerstehe der Versuchung, Zahlen aufzublähen, damit dein Leiter zufrieden ist. Du setzt deine Integrität aufs Spiel. Wenn du Gottes Weg suchst und dein Bestes gibst, ist das alles, was du tun kannst. Vertraue Gott, dass er das Unmögliche tut. Wenn das für deinen Leiter nicht genug ist, könnte es an der Zeit sein, Gott um Führung in einen anderen Dienst zu bitten. Sei nicht entmutigt. Es gibt viele gesunde Gemeinden, und möglicherweise wartet in einer davon die nächste Aufgabe auf dich.“

Sprenger (vgl. Sprenger 2000: 87) meint und zitiert Frankl, dass man Erfolg nie anpeilen sollte. Für ihn kann Erfolg wie Glück nicht verfolgt werden, sondern muss er-folgen.
Ausführungen von Sprenger:
Sprenger (2000) weist im Zusammenhang mit dem um sich greifenden „Visions-Geraunes“ auf die Ambivalenz von Zielen hin (vgl.:84f). Er sieht die Gefahr, dass durch ständige Zielfokussierung der Weg aus dem Blick verloren wird. „In der dünnen Luft des Zukünftigen ist die Gefahr groß, die konkreten Forderungen der Gegenwart als nebensächliches Kleinklein abzuwerten“ (:84). Mega-Entwürfe ermöglichen es Unternehmen im inneren Fehlverhalten zu verharren. „Häufig genug gilt: Wer eine Vision braucht, hat in der Gegenwart nichts zu bieten“ (:84, Hervorhebungen im Original). So kann der Zukunft der Vorrang auf Kosten der Gegenwart eingeräumt werden. Da man Ziele nur zerstören kann und dann wieder neue Ziele braucht, gibt es ein immer lauter werdendes „Später, später!“. Doch der Augenblick stellt den einzigen Berührungspunkt zur Wirklichkeit her, „ja er ist die gesamte Wirklichkeit“. Er sollte nach Sprenger nicht vernachlässigt werden (vgl.:86). Glück ist für Sprenger eben auch Wegesglück. Erfolg muss, hier zitiert er Viktor Frankl, er-folgen (vgl.:87).

Schwarz rät zu einer neuen Definition von Erfolg im christlichen Bereich (vgl. Schwarz 2013: 10-13 und 18-20).
Schwarz stellt die Frage, welche Ergebnisse ich sehen will, wenn andere Menschen mir begegnen: „Möchten Sie in den Augen dieser Menschen wachsen? Oder möchten Sie, dass diese Menschen wachsen? Anders ausgedrückt: Suchen Sie in erster Linie nach Helfern, um Ihre eigene Vision auszuleben, oder geht es Ihnen darum, Menschen dabei zu helfen, ihre jeweiligen Visionen zu erkennen und praktisch umzusetzen?“ (:8) Der Ansatz ist super. Aber beißt sich natürlich mit dem Gedanken der Organisationsentwicklung, denn eine Organisation hat ja auch ein Ziel, dass sie verfolgt. Schwarz definiert den Erfolg von Leiterschaft neu. Das ist sehr sympathisch. Gemeindemitglieder dürfen für ihn nicht nur als Helfer gesehen werden. Außerdem wehrt er sich jeden als „christlichen Leiter“ zu bezeichnen, weil nicht jeder Leiter werden will oder ein Leiter ist. Erfolg im Sinne von hartem Output ist kontraproduktiv im Reich Gottes. Er will das Leiterbild vom erfolgreichen Geschäftsmann oder Megachurch-Pastor befreien. Er schreibt: „Im Tiefsten ist Leiterschaft nichts Anderes als eine Beziehung – die Beziehung zwischen Leiter bzw. Leiterin und den Menschen, die von ihm oder ihr beeinflusst werden.“ (:13) Ihm geht es dabei um Bevollmächtigung derer, die ein Leiter leitet. „Im Blick auf Leitung ist dies die Frage aller Fragen.“ (:14) Er schlägt vor zu leiten und zu bevollmächtigen und nennt es Kategorie D. Je nach Situation muss entschieden werden. Mal muss direktiv gehandelt, mal unterstützt werden (:15f). Gott bevollmächtigt uns Menschen mit Gaben. Bevollmächtigend zu leiten ist herausfordernd. „Bevollmächtigung ist kein Stil, sondern ein Schlüsselprinzip von Leiterschaft.“ (:17) Erfolg ist dabei, wenn die Ergebnisse stimmen. Das Ergebnis muss sein, dass mündige Menschen ihre eigene Vision erkannt haben und ausleben und nicht große Gebäude oder hohes Budget.

Vorläufiges Fazit: Zahlenmäßiger Erfolg ist für mich schön und das eine. Treue und anvertraute Pfunde sind das andere. Kurz gesagt: Erfolg ist für mich meine Sendung zu leben. Das kann wie bei Jeremia laufen (menschlich nicht erfolgreich) oder wie bei Nehemia (menschlich sehr erfolgreich). Erfolg ist vor allen Dingen das Freisetzen von anderen Menschen. Wenn andere erfolgreich unter meiner Leitung arbeiten, bin ich erfolgreich.

4. Erfolg – Zitate aus dem Kicker-Sonderheft zur Saison 2015/2016
Interessant ist auch welche Sprüche ich im Kicker Sonderheft Bundesliga 2015/2016 zum Thema Erfolg und das Großmachen anderer von Bundesligatrainern entdeckt habe:
„Jeder erhält volle Aufmerksamkeit und Wertschätzung, um ihn bei seinem Weg zur Top-Leistung zu unterstützen – und darüber hinaus wird es ganz entscheidend sein, dass wir es schaffen, über unsere Teamleistung einzelnes Talent strahlen zu lassen – nicht umgekehrt!“ Thomas Tuchel (Borussia Dortmund)
kicker: Wer wird Meister und wo landet Bayer? … „Unser Ziel ist es perfekt zu spielen. Was herauskommt, kann ich nicht sagen.“ Roger Schmidt (Bayer Leverkusen)
kicker: Ist ihre Mission in München erst vollendet, wenn es mit dem Triumph in der Champions League klappt? „Was ich will, ist, dass wir das erste Spiel gut spielen. Und das zweite dann besser. Und immer das nächste Spiel besser als das letzte. Das ist mein Ziel.“ Pep Guardiola (Bayern München)
Natürlich geht es beim Fußball auch um Titel und um Siege. Dennoch lassen sich die Trainer nicht darauf festlegen.

5. Erfolg – Fazit
Insofern kann ein geistlicher Leiter definieren, was Erfolg ist. Es ist ihm zu raten, denn sonst machen es andere und die machen es vielleicht nicht reflektiert (George:147f).

  • Erfolg ist für mich meine Sendung zu leben. Konkreter: Den Missionsbefehl (Lehre, Aufruf zur Bekehrung und Taufe) wieder mal ein Jahr durch zeitgemäße Veranstaltungen erfüllt zu haben. Auch Mentoring gehört dazu.
  • Erfolg ist, wenn Menschen ihre Gaben entdeckt haben und in die Gemeinde einbringen (Coaching, Freisetzung, Mitarbeit).
  • Erfolg ist es Menschen geholfen haben (Kasualien).
  • Erfolg ist es Salz und Licht in meiner Umgebung gewesen zu sein.
  • Familiär: Das meine Kinder lebensfähig sind, ihre Eltern ehren und sich untereinander ehren und viel von Gott gehört haben. Dass ich ein lebenslanges gutes Verhältnis zu meinen Eltern habe.
  • Erfolg ist gehandelt zu haben / es gesagt zu haben / es getan zu haben / gedient zu haben / es angeboten zu haben / angebetet zu haben / es gegeben zu haben.

Gott baut seine Gemeinde. Wir sind Zeugen! Wir machen Jünger. Es kommt bei der Gemeindearbeit nicht auf mich an, sondern auf Gott / Gott will aber mit mir bauen / Aber es kommt dabei nicht auf Erfolg an, sondern auf Treue (Jeremia, Noah, Stephanus, anvertraute Talente, Jesus). Das zählt.
Daher muss sich ein geistlicher Leiter nicht stressen, wenn in seinem Umfeld Zahlen zurückgehen. Er und seine Karriere hängen davon nicht ab. Wenn ein geistlicher Leiter sich über Größe und Glanz definiert, dann ist das falsch. Er ist an seinem Platz, weil Gott ihn gesandt hat und es ein Umfeld ist, dass zu ihm passt und er sich mit seinen Gaben einbringen kann. Als Diener und in Treue.
Erfolgreich sind wir also dann, wenn wir in Treue getan oder gemacht haben, was Gott von uns wollte. Daraus kann dann von mir aus auch irgendwann mal der „weltliche“ zahlenmäßige Erfolg erfolgen, wenn Gott das Wachstum schenkt.

IMG_0837_kleinAnderer Meinung? Ergänzende Gedanken? Schreib gerne einen Kommentar zum Beitrag!

Nachtrag 28.11.2016:
Hier habe ich noch einen guten Beitrag zum Thema gefunden: http://www.crosswalk.com/church/pastors-or-leadership/shipwrecks-prisons-divisions-would-we-consider-paul-a-missionary-failure-by-today-s-standards.html

Kategorien
Jugendarbeit Kirche/Gemeinde Leitung Mitarbeiterführung

Erfahrungen aus der Jugendarbeit Teil 2: Baue Teams!

Seit drei Jahren bin ich aus der überörtlichen christlichen Jugendarbeit raus. Das war ein krasser Schritt für mich, denn ich habe es geliebt, mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu arbeiten und ich war gerne deutschlandweit als „Jumi“ unterwegs. Aber irgendwann ist alles mal zu Ende und ich wollte nicht „Berufsjugendlicher“ werden. Weiter hatte ich den Eindruck, dass Gott mich nach 12 Jahren Dienst in neue Aufgaben sendet.

Ich hatte mir damals vorgenommen ein paar Dinge für meinen Blog zu verfassen, die ich gerne anderen aus meiner Erfahrung Jugendleitern und -leiterinnen weitergeben möchte. Jetzt ist es so weit. Die Ausführungen gelten nicht nur für Jugendreferenten. Sie gelten auch für Pastoren. Und sie gelten für ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter. Aber im Fokus habe ich den hauptberuflichen Jugendreferenten/Jugendpastor. Ich plane mal vier Teile. Vielleicht werden es mehr. Der erste Teil ist schon vor längerer Zeit entstanden: Erfahrungen aus der Jugendarbeit Teil 1: Die Jahreskrise.

Heute folgt Teil 2: Baue Teams
Wenn du als Jugendreferent irgendwo beginnst, dann möchtest du eine gute Arbeit machen. Du möchtest auch, dass deine Gemeinde, also dein Arbeitgeber deine Leistung anerkennt. Also machst du viel. Du leitest, predigst, organisierst, besprichst, … Das ist bis zu einem gewissen Grad ja auch in Ordnung.

Wichtig ist aber, dass du schnell anfängst in deine Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu investieren. Baue Teams auf. Baue ein Team für deine Jugendarbeit, für deine Events, für deine Teenagerarbeit und für den Glaubenslehre-Unterricht. Und dann fange an, die Mitarbeiter in diesen Teams zu fördern.

Warum solltest du das tun?

  • Teams sind kreativer als du alleine. In einem Team bekommst du Teamer mit Ideen, auf die du gar nicht gekommen wärst.
  • Teams verbreitern deine Akzeptanz in der Gruppe und in der Gemeinde. Nicht nur du machst Jugendarbeit, sondern dein Team macht die Jugendarbeit.
  • Jesus war auch in Teams unterwegs. Er hatte 12 Jünger und von den 12 Jüngern gehörten 3 Jünger zum engeren Kreis.
  • Teams ermöglichen es dir mal zu fehlen. Im Falle einer Fortbildung, Urlaub oder Krankheit, läuft die Jugendarbeit weiter. Es hängt ja nicht alles von dir ab.
  • In guten Teams werden Menschen individuell gefördert und gemäß ihrer Begabungen eingesetzt oder haben die Chance ihre Begabungen zu entdecken. Das entspricht den biblischen Vorgaben für Leitung (Eph 4,11f).
  • In Teams wird gebetet und vor Gott gerungen. Die Leute haben die Jugendarbeit auf dem Herzen, beten mit dir und in ihrer privaten Zeit für die Arbeit.
  • Gute Teams machen Spaß. Manchmal muss man sogar aufpassen, dass das Team nicht um seiner selbst willen arbeitet, weil es so viel Spaß macht im Team gemeinsam zu dienen.
  • Ein Team fordert dich heraus, dich als Leiter weiterzuentwickeln. Du wirst lernen, die unterschiedlichsten Typen leiten zu können. Das lernst du fürs Leben.
  • Irgendwann willst du vielleicht eine Arbeit abgeben, weil du andere Aufgaben in der Gemeinde übergeben willst. Wenn du kein Team aufgebaut hast, dann kannst du deine Arbeit nicht abgeben, weil keiner da ist, der sie übernehmen kann. Ein Team sichert die Nachhaltigkeit einer Jugendarbeit.
  • Wenn du mal aus dem Dienst ausscheidest, führt dein Team die Arbeit fort. Aus dem Team kannst du auch neue Leiter gewinnen. Wenn du einen neuen Leiter aufbauen willst, dann ist es gut ihn aus dem Team heraus aufzubauen und ihn an die Verantwortung heranzuführen.

Natürlich hat Teamarbeit auch Nachteile: Konflikte können entstehen. Dinge dauern länger. Teams verselbstständigen sich.
Dennoch gibt es für mich keine Alternative zur Teamarbeit, weil die Vorteile bei Weitem überwiegen. Das Motto ist: Mache eine gute Teamarbeit! Erweitere dein Wissen über Teamarbeit. Lerne etwas über Teamarbeit.

Dieses Buch könnte dir vielleicht ein paar Anregungen geben. Oder auch diese Gedanken zum Team.

Also, viel Freude und Weisheit beim Aufbauen von Teams. Lass nicht locker. Und bete darum, dass Gott Arbeiter in deine Teams sendet.